Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind am 1. Mai in Istanbul nach Angaben von regierungskritischen Anwälten 50 Demonstranten verletzt worden. In Istanbul seien rund 170 und in Ankara weitere 76 Demonstranten festgenommen worden, teilte die Anwaltsvereinigung CHD am Donnerstag mit.
Amnesty International kritisierte den Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas durch die Polizei in Istanbul als «verwerflich». Damit sollten das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf friedliche Versammlungen niedergeschlagen werden, teilte die Menschenrechtsorganisation mit. Sie übte auch Kritik am Demonstrationsverbot auf dem Taksim-Platz in Istanbul.
Die Proteste in Istanbul ebbten am Nachmittag ab. Zuvor war es zu schweren Zusammenstößen in der Umgebung des symbolträchtigen Taksim-Platzes und in anderen Stadtvierteln gekommen. Demonstranten errichteten Barrikaden und warfen mit Pflastersteinen, wie dpa-Reporter berichteten. Nach Angaben der Polizei wurden Sicherheitskräfte auch mit Molotow-Cocktails und Schleudern angegriffen. Den Demonstranten gelang es nicht, auf den von Tausenden Polizisten abgeriegelten Taksim zu gelangen.
Es waren die ersten schweren Zusammenstöße in Istanbul seit dem Sieg der Regierungspartei AKP bei den Kommunalwahlen Ende März. Erdogan hatte die Wahl zu einer Abstimmung über seine Politik erklärt. Erdogan war davor wegen seines autoritären Regierungsstils kritisiert wurden. Unter Druck gerieten er und sein Regierung außerdem durch Korruptionsvorwürfe.
Vom Taksim-Platz waren im vergangenen Sommer die Proteste gegen die islamisch-konservative Regierung ausgegangen, die sich dann auf das ganze Land ausdehnten. Auch in anderen türkischen Städten kam es am Donnerstag zu Maidemonstrationen.
dpa/jp - Bild: Bulent Kilic (afp)