Zum ersten Mal seit dem Abzug der US-Armee vor zweieinhalb Jahren wählen die Iraker an diesem Mittwoch ein Parlament. Gewalt und Terror begleiteten den Wahlkampf. Islamistische Terroristen versuchen vor allem in den Siedlungsgebieten der Sunniten im Westirak sowie in Bezirken um die Hauptstadt Bagdad, die Abstimmung zu verhindern. Die Sorge vor Anschlägen mit Autobomben ist so groß, dass am Wahltag in einigen Städten keine Autos fahren dürfen.
Die letzten US-Soldaten hatten im Dezember 2011 den Irak verlassen. Seit Ende 2012 hat die Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten in dem arabischen Land wieder massiv zugenommen. Der Irak gehört nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes zu den gewalttätigsten und gefährlichsten Ländern der Welt.
Landesweit bewerben sich 9032 Kandidaten um die 328 Sitze im Parlament. Obwohl sich der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki in den vergangenen Jahren viele Feinde gemacht hat, stehen seine Chance nicht schlecht, auch die neue Regierung zu bilden. Mit der Veröffentlichung der Wahlergebnisse wird nicht vor Freitag gerechnet.
Die meisten teilnehmenden Parteien verstehen sich als Vertreter bestimmter ethnischer oder religiöser Gruppen. Die Wahlkommission hat mehr als 20 Millionen Wählerausweise verteilt. Irakische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass in den westlichen Städten Ramadi und Falludscha und in einigen Bezirken nördlich von Bagdad, wo sich islamistische Terroristen ausgebreitet haben, kaum jemand zur Wahl gehen wird. Nach dem Beginn einer Militäroffensive der Armee waren Zehntausende Zivilisten aus Ramadi und Falludscha geflohen.
Terroristen töteten am Dienstag in einer kurdischen Ortschaft 20 Menschen. Nach Angaben von Krankenhausärzten detonierte zuerst ein Sprengsatz in einem Teehaus im Bezirk Chanakin nordöstlich von Bagdad. Kurz darauf explodierten zwei weitere Sprengsätze auf einem Markt in der selben Ortschaft. 32 Menschen erlitten Verletzungen.
Am Montag waren im Bezirk Chanakin 18 Menschen ums Leben gekommen, als sich ein Selbstmordattentäter inmitten von Anhängern der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) in die Luft sprengte.
Die PUK-Anhänger hatten sich versammelt, um eine Videoaufnahme ihres gesundheitlich angeschlagenen Parteichefs, Staatspräsident Dschalal Talabani, anzuschauen. Talabani hält sich seit Dezember 2012 zur medizinischen Behandlung in Deutschland auf. Seine Familie hat trotz seiner langen Abwesenheit bislang verhindert, dass ein anderer Politiker den Posten des Staatsüberhauptes übernimmt. In den kurdischen Autonomiegebieten im Norden werden am Mittwoch gleichzeitig auch neue Provinzräte gewählt.
Im Bezirk Al-Makdadija tötete die Polizei nach eigenen Angaben zwei Extremisten, als diese ein Wahllokal angreifen wollten. Polizisten und Soldaten hatten bereits am Montag gewählt.
dpa