Südkorea trauert um die voraussichtlich 300 Toten des verheerenden Fährunglücks vor gut einer Woche. Taucher verstärkten am Donnerstag die Suche nach Opfern in der gekenterten Fähre "Sewol", da wieder gefährliche Strömungen und schlechtes Wetter drohen.
Die Hoffnung, noch Überlebende aufzuspüren, hat sich zerschlagen, da keine Luftblasen gefunden wurden. Bei der Ursachensuche gehen die Ermittler sowohl einem möglichen Defekt an der Ruderanlage als auch eventueller Überladung nach.
Die Besatzung habe zwei Wochen vor dem Unglück ein Problem an der Steuerung festgestellt und eine Reparatur beantragt, berichtete der Fernsehsender Arirang. Die Ruderanlage habe "kein Strom" gemeldet. Der Defekt sei aber offenbar nicht behoben und die Fähre nicht aus dem Verkehr gezogen worden. Die Ermittler gehen Problemen am Ruder nach, weil eine abrupte Kursänderung dazu geführt haben könnte, dass die Ladung verrutschte und das Schiff in Schieflage geriet.
Die Ermittler überprüfen auch, ob die Fähre möglicherweise überladen war. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, war die Fähre nur für 987 Tonnen Fracht zugelassen, soll aber nach eigenen Angaben 3608 Tonnen an Bord gehabt haben.
Wegen der günstigen Strömungsbedingungen am letzten Tag der Nippzeit, einem viertägigen Zeitraum mit besonders niedrigem Tidenhub, wurde am Donnerstag die bislang größte Zahl von Tauchern und Bergungskräften eingesetzt, wie südkoreanische Medien berichteten. Am Wochenende drohen sich auch die Wetterbedingungen vor der Südwestküste zu verschlechtern. Die Suche konzentriert sich auf das dritte und vierte Deck des Schiffes, wo besonders viele Opfer vermutet werden.
Bei den Bergungsarbeiten haben Taucher bis Donnerstagabend 175 Leichen geborgen. 127 der 476 Passagiere wurden noch vermisst, unter ihnen viele Schulkinder. Das Schiff war am 16. April havariert.
dpa/mh - Bild: Nicolas Asfouri/AFP