Bei der Präsidentenwahl in Algerien zeichnet sich wie erwartet ein Sieg von Amtsinhaber Abdelaziz Bouteflika ab. Erste inoffizielle Auszählungsergebnisse sahen den gesundheitlich schwer angeschlagenen 77-Jährigen in der Nacht zum Freitag klar vor den fünf Gegenkandidaten. In der Hauptstadt Algier versammelten sich daraufhin zahlreiche Anhänger Bouteflikas zu von Hupkonzerten begleiteten Jubelfeiern auf der Straße. Auch Feuerwerke wurden abgebrannt.
Bouteflikas schärfster Gegner, der frühere Ministerpräsident Ali Benflis (69), sprach in einer ersten Stellungnahme von einem «groß angelegten Wahlbetrug». Das offizielle Ergebnis der Abstimmung sollte gegen Freitagmittag bekanntgegeben werden. Die Wahlbeteiligung lag nach offiziellen Angaben bei lediglich 51,7 Prozent. 2009 war die Quote noch mit rund 75 Prozent angegeben worden.
Die vierte Kandidatur Bouteflikas war vor der Abstimmung vonseiten der Opposition stark kritisiert worden. Einige Parteien in dem öl- und gasreichen Land an der afrikanischen Mittelmeerküste hatten sogar zu einem Boykott des Urnengangs aufgerufen. Kritiker werfen Bouteflika vor, nur noch die «Marionette» eines korrupten Staatsapparates zu sein. Als Argument führen sie unter anderem den Gesundheitszustand des Politikers an.
Der frühere Unabhängigkeitskämpfer ist nach einem Schlaganfall im vergangenen Jahr kaum noch in der Lage, öffentlich aufzutreten, und musste seine eigene Stimme am Donnerstag im Rollstuhl abgeben. Anhänger verehren Bouteflika allerdings dennoch als Garanten für Stabilität und Unabhängigkeit. Als der ehrgeizige Politiker 1999 an die Macht kam, hatte die ehemalige französische Kolonie einen Bürgerkrieg mit schätzungsweise 150.000 Toten hinter sich. Bouteflika setzte sich für ein Friedensabkommen mit den Islamisten sowie eine Amnestie für Tausende Kämpfer ein. Auf diese Weise gelang es ihm, den Terror einzudämmen und den größten afrikanischen Flächenstaat vorsichtig zu modernisieren.
dpa/jp - Bild: Patrick Baz (afp)