Mit bilateralen Konsultationen hat in Genf ein internationales Krisentreffen begonnen, bei dem Chancen für eine politische Lösung des Ukraine-Konfliktes ausgelotet werden sollen. Im Laufe des Tages will die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton gemeinsam mit den Außenministern der USA, Russlands und der Ukraine beraten.
Die ukrainische Delegation in Genf hat nach Angaben von Diplomaten Vorschläge für eine stärkere Berücksichtigung der Wünsche ethnischer Russen im Osten des Landes vorbereitet. Zugleich wolle sie Beweise für eine Verstrickung Moskaus in bewaffnete Aktionen pro-russischer Separatisten in der Ostukraine vorlegen und die Beendigung dieser Angriffe fordern, hieß es in Delegationskreisen.
Die USA ließen durch Verlautbarungen eines hohen Regierungsbeamten durchblicken, dass sie für den Fall des Scheiterns der Genfer Gespräche Kurs auf eine deutliche Verschärfung der Sanktionen gegen Russland nehmen würden.
Putin für Verhandlungslösung
Kremlchef Putin hat sich für Verhandlungen zur Lösung des Konflikts ausgesprochen. Weder Flugzeuge noch Panzer könnten die Krise lösen, sagte Putin am Donnerstag in Moskau. In der landesweiten Fernsehsendung «Direkter Draht» forderte der Präsident die ukrainische Führung zum «echten Dialog» mit der russischsprachigen Bevölkerung auf.
Zugleich wies er erneut Vorwürfe zurück, russisches Militär oder Instrukteure steuerten die Lage. «Es sind die Herren jener Region», sagte Putin. Mit ihnen müsse geredet werden.
Angespannte Lage
Im Süden und Osten der Ukraine bleibt die Lage jedoch angespannt. Bei einem Angriff pro-russischer Aktivisten auf einen ukrainischen Militärstützpunkt in Mariupol im Südosten wurden nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen getötet. Weitere 13 wurden verletzt, wie Innenminister Arsen Awakow am Donnerstag mitteilte.
Etwa 300 Vermummte hätten Brandsätze geworfen und mit scharfer Munition geschossen. Die Nationalgarde habe gemeinsam mit Spezialeinheiten und Hubschraubern die Attacke abgewehrt. Schusswechsel wurden auch aus Slawjansk und Kramatorsk rund 80 Kilometer nördlich der ukrainischen Gebietshauptstadt Donezk gemeldet.
Pro-russische Kräfte gaben an, sie hätten in Slawjansk 17 Mitglieder der Regierungstruppen nach Schüssen auf friedliche Bürger festgenommen. In Kramatorsk seien mehrere Menschen verletzt worden, als die Nationalgarde auf Demonstranten gefeuert habe, sagte ein Sprecher der moskautreuen «Selbstverteidiger» der Agentur Interfax.
Rückzug der ukrainischen Truppen
Nach einer Blockade durch prorussische Bewaffnete und Anwohner haben sich ukrainische Regierungstruppen mit 15 gepanzerten Fahrzeugen aus dem Gebiet Donezk im Osten des Landes zurückgezogen. Die Einheit werde in voller Stärke zurück nach Dnjepropetrowsk verlegt, teilte am Donnerstag das Verteidigungsministerium in Kiew mit.
Moskau treue Aktivisten hatten am Vortag bei Kramatorsk gewaltlos sechs gepanzerte Fahrzeuge übernommen. Die Mannschaften seien nun in ihre Basis zurückgekehrt, betonte das Ministerium. Die Einheiten sollten eigentlich mit einem «Anti-Terror-Einsatz» gegen Separatisten vorgehen, die in mehreren Städten des Gebiets Donezk staatliche Gebäude besetzt halten.
dpa/sh - Bild: Jim Bourg (afp)