Vor der Präsidentenwahl in Afghanistan häufen sich die Anschläge islamistischer Terroristen. Eine Woche vor der Abstimmung griffen Taliban am Wochenende die Zentrale der Wahlbehörde im Osten der Hauptstadt Kabul an. Die Aufständischen schossen von einem Nachbarhaus auf das Gebäude, teils mit Panzerfäusten. Nach Angaben der Polizei wurden alle fünf Angreifer erschossen. Die Mitarbeiter der Wahlbehörde hatten sich in Schutzräumen in Sicherheit gebracht.
Der scheidende Präsident Hamid Karsai machte in Anspielung auf das benachbarte Pakistan "ausländische Nachrichtendienste" für die Welle der Gewalt verantwortlich. In einem Telefonat mit US-Außenminister John Kerry warf der Präsident Washington vor, nicht genügend gegen diese gezielte ausländische Einmischung zu tun, wie Karsais Büro am Sonntag mitteilte.
Angesichts der angespannten Sicherheitslage werden bei der Abstimmung am 5. April rund 750 Wahlzentren geschlossen bleiben, wie die Wahlbehörde am Sonntag ankündigte. Rund 90 Prozent aller Wahlzentren des Landes - insgesamt rund 6400 - sollen aber geöffnet sein. Die Wahlzentren bestehen jeweils aus mehreren Wahllokalen.
Es war bereits die zweite Attacke auf Büros der Wahlbehörde in nur einer Woche. Bei der ersten waren am Dienstag neun Menschen getötet worden. Die Taliban bekannten sich auch zu dem neuen Angriff. Die radikalen Islamisten hatten angekündigt, die Wahl zu sabotieren. Im Süden Afghanistans wurde zudem am Sonntag bei einem Anschlag ein Soldat der Internationalen Schutztruppe Isaf getötet.
Die Afghanen wählen am 5. April den Nachfolger von Präsident Karsai, der laut Verfassung nicht ein drittes Mal antreten darf. Er regiert Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001. In der neuesten Umfrage vom Wochenende lag der frühere Finanzminister und einstige Weltbank-Ökonom Aschraf Ghani in der Gunst der Wähler mit 27,1 Prozent vorn, gefolgt von den beiden Ex-Außenministern Abdullah Abdullah (24,6) und Salmai Rassul (8,0).
Die Wahl ist die letzte, bevor der Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan Ende des Jahres ausläuft. Ob es zu der geplanten Folgemission zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte kommt, ist weiterhin ungewiss.
Bei dem fünfstündigen Gefecht am Samstag in Kabul wurden nach Polizeiangaben auch zwei Polizeibeamte verletzt. Über den Ablauf gab es widersprüchliche Angaben. Erste Angaben der Polizei, wonach ein Selbstmordattentäter zunächst vor dem Eingangstor des schwer bewachten Geländes eine Autobombe zündete, wurden später vom Innenministerium dementiert.
Erst am Freitag waren bei einem Taliban-Angriff auf ein von Ausländern bewohntes Gästehaus einer US-Organisation in Kabul mindestens fünf Menschen getötet worden. Ein Kämpfer hatte sich vor dem Eingang des Hauses in die Luft gesprengt, um den Aufständischen Zugang zu verschaffen. In einer darauf folgenden mehrstündigen Schießerei seien zwei Islamisten getötet und zwei schwer verletzt worden.
dpa/okr Bild: Behrouz Mehri (afp)