Der frühere norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg (55) wird neuer Nato-Generalsekretär. Darauf haben sich die 28 Botschafter der Mitgliedsländer im Nato-Rat geeinigt.
Der Sozialdemokrat Stoltenberg war von Oktober 2005 bis zu seiner Wahlniederlage im Oktober 2013 Ministerpräsident Norwegens. Auch von März 2000 bis zum Oktober 2001 war er bereits Regierungschef. Für Stoltenberg hatten sich unter anderem die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien stark gemacht. Die Entscheidung des Nato-Rates soll am 1. April von den Außenministern des Bündnisses in Brüssel bekräftigt werden.
Stoltenberg ist der 13. Generalsekretär der Nato, seit dieser Posten 1952 geschaffen wurde. Er ist der erste Norweger an der Spitze der Allianz. 1988 musste sich der norwegische Ex-Premier Kåre Willoch im Kampf um den Posten des Generalsekretärs dem deutschen Verteidigungsminister Manfred Wörner geschlagen geben. Stoltenberg hatte 2013 die Parlamentswahl verloren, obwohl er als ausgesprochen beliebt galt. Nach zwei Legislaturperioden galt sein Kabinett vielen Wählern als politikmüde.
Stoltenberg war einer breiten internationalen Öffentlichkeit bekanntgeworden, als er im Juli 2011 nach dem Amoklauf eines Attentäters in Norwegens Hauptstadt Oslo und auf der Insel Utøya, bei dem 77 Menschen ums Leben kamen, das Land zu beruhigen versuchte.
Zu den wichtigsten Aufgaben des Nato-Generalsekretärs wird nach Angaben von Diplomaten das Verhältnis zwischen der Nato und Russland angesichts der Ukraine-Krise sowie das Dringen auf höhere Verteidigungsausgaben der Nato-Mitglieder gehören. Der bisherige Generalsekretär Rasmussen wird sich de facto Anfang September bei dem in Wales geplanten Nato-Gipfel von den Staats- und Regierunsgchefs des Bündnisses verabschieden. Dort dürfte auch Stoltenberg offiziell begrüßt werden.
Für das Amt des Nato-Generalsekretärs hatte sich auch der amtierende Verteidigungsminister De Crem Chancen ausgerechnet.
br/rkr Bild: Audun Braastad (afp)