Die Suche nach einer umfassenden Lösung des Streits um das iranische Atomprogramm geht mit großer Intensität weiter. Die zweite Runde der Verhandlungen in Wien bezeichneten beide Seiten als "nützlich und substanziell". Es sei unter anderem um den Schwerwasserreaktor in Arak, Fragen der Uran-Anreicherung und die Sanktionen gegangen, sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Mittwoch zum Abschluss der zweitägigen Gespräche. Details nannte sie nicht. Das Verständnis für die Positionen der jeweils anderen Seite sei deutlich gewachsen, sagte ein hoher US-Regierungsbeamter. Viele Schlüsselfragen seien so detailliert wie noch nie diskutiert worden.
Der Westen verdächtigt Teheran, unter dem Deckmantel der zivilen Forschung an Nuklearwaffen zu arbeiten. Der Iran weist dagegen stets auf die friedliche Natur seines Atomprogramms hin. Im November 2013 war in Genf ein Zwischenabkommen zur Lösung des Konflikts erzielt worden, bis zum Sommer soll ein umfassendes Abkommen stehen.
Die Verhandlungen zwischen dem Iran und den UN-Vetomächten (USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich) sowie Deutschland werden vom 7. bis 9. April erneut in Wien fortgesetzt. Bis dahin wird es laut Ashton weitere Expertentreffen geben. Bis zum Juli soll ein Vertrag stehen, der die Sorgen der internationalen Gemeinschaft vor einer iranischen Atombombe ausräumt. Im Gegenzug sollen die Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden. Die Verhandlungen liefen nach Angaben aller Beteiligten unbeeindruckt von den Spannungen mit Russland wegen der Krim-Krise ab.
Optimismus
Die iranische Seite verbreitet weiter Optimismus. Präsident Hassan Ruhani sagte nach einer Kabinettssitzung in Teheran, das Ziel bleibe, "sowohl unser friedliches Atomprogramm im Rahmen internationaler Vorschriften beizubehalten, als auch alle Sorgen der internationalen Gemeinschaft auszuräumen". Er sei bis jetzt mit den Ergebnissen zufrieden und hoffe, dass mit gutem Willen der Atomstreit sehr bald beigelegt sei.
Teheran dringt auf eine schnelle Einigung angesichts der Wirtschaftsprobleme im Land. Das Ende aller Sanktionen müsse bis Juli erreicht werden, sagte Sarif. Ein wichtiger Punkt sei die Aufhebung aller Bankensanktionen, die zur Zeit immer noch den Handel extrem erschwerten.
Seit zehn Jahren gibt es Zweifel am friedlichen Charakter des Nuklearprogramms Teherans. So würde im fast fertiggestellten Schwerwasserreaktor Arak waffenfähiges Plutonium anfallen. Der Iran sei bereit, über jegliche Bedenken des Westens in Sachen Arak zu reden, betonte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif gegenüber iranischen Medien. Die neue Generation der Zentrifugen zur Urananreicherung sei auch Teil des zivilen Atomprogramms. Das sieht die 5+1-Gruppe äußerst kritisch.
dpa - Bild: Dieter Nagl (afp)