13. März, kurz nach 19 Uhr. Auf dem Petersplatz bricht Jubel aus, ein Aufschrei geht durch die im Regen wartende Menge: Es gibt einen Neuen auf dem Stuhl Petri.
Der Pontifex, der da erscheint, geht sofort daran, das Bild der Kirche umzukrempeln, einen neuen Stil und Ton einzuführen. Schon bei der Begrüßung der Menge belässt es der 266. Nachfolger des Apostels Petrus bei einem schlichten "Guten Abend".
Die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle brauchten fünf Wahlgänge, um denjenigen zu finden, der die katholische Weltkirche der 1,2 Milliarden Gläubigen aus ihren Krisen führen soll. Und in die Moderne des 21. Jahrhunderts, wie viele hoffen. Der argentinische Nachfolger des überraschend abgetretenen Benedikt XVI. gilt als volksnah und schlicht, als resoluter Kämpfer gegen Korruption und Armut.
Vor Jorge Mario Bergoglio, dem Jesuiten und Erzbischof aus Buenos Aires, liegt ein ganzer Berg von Problemen, wie auch der Lütticher Bischof Aloys Jousten und Eupens Dechant Helmut Schmitz tagsdarauf zwischen Hoffnung und Nüchternheit schwankend feststellten.
An den zahlreichen umstrittenen Dogmen der Kirche rührt der erste Papst aus Lateinamerika im ersten Jahr seines Pontifikats jedenfalls nicht. Einige der Baustellen packte Franziskus aber sofort an. Er ließ eine Kurienreform vorbereiten und die Vatikanbank, die immer wieder von zweifelhaften Geschäften erschüttert worden war, ein gutes Stück auf Vordermann bringen.
Einige der europäischen Anliegen an den Nachfolger Benedikts: Fortschritte in der Ökumene, Lockerungen der Sexualmoral, eine stärkere Rolle der Frauen in der Kirche und die Zölibatsfrage bei den katholischen Priestern. Franziskus eröffnet sein Pontifikat jedoch lieber mit einer Charme-Offensive, predigt und lebt Bescheidenheit, Demut und Nähe zu den Gläubigen.
Er fordert seine Priester auf, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen, zu den Armen und Benachteiligten. Und er macht es ihnen vor, wäscht und küsst Gefangenen die Füße, lädt Obdachlose zu seinem Geburtstag ein, fährt für die traditionellen Fastenexerzitien mit seinen Mitarbeitern in einem Bus in die Albaner Berge südöstlich von Rom - erstmals ist nicht der Vatikan Schauplatz dieses "Rückzugs".
Wie einen Pop-Star feiern den neuen Papst Millionen beim Weltjugendtag im Sommer an der Copacabana. Auf dem Rückweg von Rio de Janeiro gibt er, was ungewöhnlich ist, eine lange "fliegende Pressekonferenz" - und macht mit seiner Äußerung Schlagzeilen, wie er denn dazu komme, über Homosexuelle zu richten. Franziskus weckt Hoffnung auf Reformen.
brf/dpa/rkr - Bild: Andreas Solaro (afp)