für Schlagzeilen. Russische Truppen besetzen seit mehr als einer Woche die Halbinsel, außerdem will die moskautreue Regionalregierung die baldige Rückkehr der Krim zu Russland erwirken. Dabei sind die Beweggründe des russischen Präsidenten Putin zum Teil sogar nachvollziehbar. Allerdings heiligt der Zweck nicht die Mittel.
Wladimir Putin reagiert wie angeschossenes Wild. Und das weiß selbst jeder Hobby-Jäger: Verletzte Tiere sind besonders gefährlich. Russland anno 2014 ist geplagt von Einkreisungsängsten. Die einstige Weltmacht Sowjetunion ist implodiert. Moskau verliert zusehends an Einfluss in ehemaligen Bruderstaaten und der historische Feind, die NATO, rückt dem russischen Bären immer näher auf den Pelz. Und jetzt droht auch noch die Ukraine die Seiten zu wechseln. Das Fass im Kreml ist übergelaufen…
Dazu kommt: Im Hafen von Sewastopol, auf der Krim, liegt Russlands Schwarzmeerflotte. Moskaus einziger Zugang zum Mittelmeer. Die Angst, die Kontrolle über dieses Gebiet vollständig zu verlieren - ein Alptraum für Putin. Deswegen besetzten Kreml-treue Soldaten jetzt die Halbinsel, die in etwa so groß ist wie Belgien.
Der russische Einmarsch in die Ukraine stellt dennoch einen eindeutigen Verstoß gegen das Völkerrecht dar. Russland hatte sich 1994 im Budapester Abkommen dazu verpflichtet, die territoriale Unversehrtheit der Ukraine zu respektieren. Von einer „humanitären Aktion“ zu sprechen, um die angeblich bedrohten russischsprachigen Einwohner der Krim zu beschützen, ist genauso hanebüchen wie brandgefährlich. Ist das die neue Putinsche Weltordnung? Müssen Kasachstan, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, Weißrussland sowie die EU-Staaten Lettland und Estland jetzt ebenfalls befürchten, dass russische Soldaten unaufgefordert in ihr Land einmarschieren? Denn auch dort leben ethnische Russen. Die Urangst des Baltikums und Polens vor Russland ist mehr als begründet. Der Kreml muss, ob es ihm passt oder nicht, die Souveränität dieser Staaten anerkennen.
Doch auch die Rolle des Westens, allen voran der USA und der EU, muss kritisch beleuchtet werden. Unsre Politiker haben mit dem Feuer gespielt, haben den Reformern in der Ukraine Freiheit, Frieden und Demokratie in Aussicht, lediglich die Schönen Seiten Europas verkauft und dadurch die Revolte verstärkt, vielleicht sogar zugespitzt. Viktor Janukowitsch war wahrlich kein Demokrat, aber er war demokratisch an die Macht gekommen. Das kann man von der neuen Übergangsregierung nicht unbedingt behaupten. Die Neuwahlen am 25. Mai sind deshalb von größter Bedeutung für einen ukrainischen Neustart.
Die leichten Sanktionen, die die Europäische Union jetzt gegen Russland verhängt hat und die Drohkulisse ernsthafter Strafmaßnahmen sind der einzig richtige Weg, um zurück an den Verhandlungstisch zu kehren, Der Weg ist sehr schmal und man kann leicht von ihm abkommen. Die Kunst besteht jetzt aber darin, Putin einerseits zum Umlenken zu überzeugen. Andererseits muss man ihm die Möglichkeit lassen, sich mit erhobenem Haupt aus dem Schlinge zu ziehen.
Solange das angeschossene Wild aber den Rest der Welt vor sich hertreibt, kann man nur hoffen, dass bei jedem die Nerven halten…
Vorab dies: ich bin kein Freund von Putin, nie gewesen. Aber was nimmt sich der Westen eigentlich raus ? Hätten die Ukrainer nicht revoltiert, wie es ja vorher auch nicht der Fälle wär, hätte die EU mit dem inzwischen untergetauchten Despoten verhandelt !
Wenn Rusland eine strategische Region, wie die Krim, auf der die Russen die Mehrheit bilden, nicht ohne weiteres aufgibt, finden wir das schlimm.
Aber drehen wir den Spieß mal um: Mexico würde soviel Geld von Russland bekommen, dass man Rusland als bevorzugten Geschäftspartner wählt, würde die USA mit Mann und Macht an der Grenze stehen, und darüber hinaus, und wie alle würden das als gerechtfertigt ansehen.
Und wie war das noch mit den Falklands ? Nur weil dort mehr Engländer wohnen, gehört es zu England ? Wir fanden das richtig ! Und wie steht es um Gibraltar ? Eine Enclave von UK in Spanien ? Keiner regt sich auf.
Und seien wir ehrlich, auch wir wollen den Ukrainern keine bessere Gesellschaft bieten, sondern den Wirtschaftsvorteil für uns entscheiden. Sollte es um die Menschen gehen, hätten wir erstmal genug mit Rumänien und Bulgarien zu tun! Vielleicht sollten wir erstmal alles aus einem neutralen Standpunkt beurteilen.