Trotz der Krim-Krise tritt die ukrainische Mannschaft bei den Paralympics im russischen Sotschi an. Das verkündete Verbandspräsident Waleri Suskewitsch am Freitag wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier. "Ich hoffe, dass der Wunsch nach Demokratie und Menschenrechten und nach Frieden erhöht wird", sagte Suskewitsch auf einer Pressekonferenz. "Wir haben den Beschluss gefasst, die Fahne einer unabhängigen, souveränen Ukraine zu hissen." Allerdings machte der Chef der ukrainischen Delegation bei den Paralympics auch klar, dass im Fall eines Kriegsbeginns während der Spiele die Mannschaft Sotschi sofort verlassen werde.
Seit Tagen droht die Teamleitung des osteuropäischen Landes wegen des anhaltenden Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine um die Schwarzmeer-Halbinsel Krim mit der Abreise ihrer Sportler. Doch stattdessen entschieden sich die Ukrainer jetzt zum Bleiben. "Die Werte bei den Paralympics sind immer friedlich und mit dem Frieden verbunden. Wir erinnern uns immer daran, dass es währenddessen nie Kriegshandlungen gegeben hat und geben darf", betonte Suskewitsch, dem am Donnerstagabend sogar noch ein halbstündiges Gespräch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin gewährt worden war.
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) reagierte erleichtert. "Wir sind begeistert von der ukrainischen Entscheidung. Wir wollen, dass der Sport im Mittelpunkt steht", äußerte Präsident Philip Craven. Unabhängig davon drohen den Ukrainern allerdings Sanktionen durch das IPC. Es werde geprüft, ob Teammitglieder am Donnerstagabend bei ihrer offiziellen Willkommens-Zeremonie im Athletendorf in Krasnaja Poljana gegen die Charta der Spiele verstoßen hätten. Die Athleten hatten laut ihre Nationalhymne mitgesungen und angesichts der Krim-Krise mit Sprechchören ("Frieden für die Ukraine") auf sich aufmerksam gemacht.
"Wenn es ein politischer Protest gewesen sein sollte, wären wir enttäuscht", sagte ein IPC-Sprecher, "hier in Sotschi soll der Sport und nicht die Politik im Vordergrund stehen". Die Überprüfung sei noch nicht abgeschlossen.
Michael Brehme und Martin Kloth, dpa/okr - Bild: Kirill Kudryavtsev (afp)