Im Hochverratsprozess gegen den früheren pakistanischen Militärmachthaber Pervez Musharraf ist der Angeklagte erstmals vor dem Sondergericht in Islamabad erschienen. Nach einem Antrag der Verteidigung, den Prozess vor ein Militärgericht zu bringen, habe der Vorsitzende Richter Faisal Arab das Verfahren auf Freitag vertagt, sagte Musharrafs Anwalt Ahmed Raza Kasuri.
Zur geplanten Verlesung der Anklage kam es damit am Dienstag erneut nicht. Sie war zuvor bereits mehrfach verschoben worden, weil Musharraf wegen Sicherheitsbedenken und gesundheitlicher Probleme viermal in Folge nicht zu Gerichtsterminen erschienen war.
Musharraf wird seit Anfang Januar wegen Herzbeschwerden in einem Militärkrankenhaus in der Garnisonsstadt Rawalpindi bei Islamabad behandelt. Aus Angst vor Anschlägen der Taliban waren auf der Strecke zwischen dem Krankenhaus und dem Gericht nach Angaben der Polizei 1200 Angehörige der Sicherheitskräfte eingesetzt.
Musharraf ist der erste von vier Militärmachthabern in der Geschichte Pakistans, der wegen Hochverrats angeklagt wird. Dem Ex-Armeechef wird vorgeworfen, mit der Verhängung des Ausnahmezustands 2007 die Verfassung außer Kraft gesetzt zu haben. Nach der Verfassung kommt das Hochverrat gleich, der mit dem Tod bestraft werden kann.
Musharraf weist die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. Vor einem Militärgericht könnte der Ex-General möglicherweise ein milderes Urteil erwarten als vor dem zivilen Sondergericht.
Neben dem Verfahren wegen Hochverrats wird Musharraf im Zusammenhang mit der Tötung des radikalen Predigers Abdul Rashid Ghazi bei einer Militäroperation in der Roten Moschee in Islamabad 2007 angeklagt. In weiteren Verfahren muss sich Musharraf im Zusammenhang mit der Ermordung von Ex-Premierministerin Benazir Bhutto 2007 und der Tötung eines Separatisten-Anführers in Baluchistan 2006 verantworten. Außerdem soll ihm der Prozess gemacht werden, weil er 2007 kritische Richter entließ und unter Hausarrest stellte.
Musharraf hatte 1999 als Armeechef gegen den damals amtierenden Premierminister Nawaz Sharif geputscht, der seit vergangenem Jahr wieder Regierungschef ist. Musharraf regierte Pakistan bis 2008.
dpa - Bild: Farooq Naeem (afp)