Der italienische Regierungschef Enrico Letta ist offiziell zurückgetreten. Das teilte das Amt von Staatspräsident Giorgio Napolitano am Freitag in Rom mit. Letta hatte seinen Rücktritt nach einer nur zehnmonatigen Amtszeit am Donnerstag angekündigt.
Er hatte zuvor in einem parteiinternen Machtkampf mit seinem Herausforderer Matteo Renzi den Kürzeren gezogen. Renzi hat versprochen, rasche und umfassendere Reformen einleiten zu wollen.
Napolitano will am Freitag und Samstag die Parteien konsultieren, wobei Renzi, Vorsitzender der größten Regierungspartei PD (Partito Democratico), der Favorit für den Posten des Regierungschefs ist. Die beiden Oppositionsparteien M5S (Bewegung Fünf Sterne) und Lega Nord kündigten an, die Konsultationen boykottieren zu wollen: Das sei eine außerparlamentarische Krise, Letta solle sich im Parlament erklären.
Römische Rotation - Regierungswechsel in Italien
In Italien muss nach dem Rückzug von Ministerpräsident Enrico Letta die 65. Nachkriegsregierung gebildet werden. Das von Letta geführte Kabinett hatte seit April 2013 regiert und brachte es damit lediglich auf zehn Monte im Amt.
Das ist nicht ungewöhnlich: Vor allem in den 1970er und 80er Jahren lösten sich die Regierungen in Rom im Takt weniger Monate ab. Die beiden kürzesten dauerten nur jeweils elf Tage. Das waren die von Giulio Andreotti vom 20. bis 31. März 1979 und von Amintore Fanfani vom 17. bis 28. April 1987.
Obwohl sich das italienische Regierungskarussell stetig drehte, blieb ein echter Wandel aus. Mehrere Ministerpräsidenten kehrten mehrfach zurück, so führte etwa Andreotti sieben Kabinette und war insgesamt fünf Jahre Regierungschef.
Für ungewohnte Kontinuität sorgte schließlich Silvio Berlusconi, der länger regierte als alle seine Vorgänger. Nach einer ersten kurzen Amtszeit von Mai 1994 bis Januar 1995 führte der umstrittene Unternehmer die beiden längsten Nachkriegsregierungen Italiens. Von Juni 2001 regierte er bis April 2005. Das waren immerhin fast vier Jahre.
Und auf Berlusconi folgte - Berlusconi. Nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit stellte er erneut eine Regierung auf und blieb ein knappes weiteres Jahr bis Mai 2006 im Amt. Dann wurde der Milliardär von Romano Prodi abgelöst, um allerdings von Mai 2008 bis November 2011 wieder Ministerpräsident zu werden - zum vierten Mal.
dpa/cd - Archivbild: Gabriel Bouys (afp)