Die Friedensverhandlungen für den Südsudan gehen in die nächste Runde. Knapp drei Wochen nach der Einigung auf eine Waffenruhe sollen nun langfristige politische Lösungen und eine nationale Aussöhnung auf der Agenda der Gespräche stehen. Das teilten die Konfliktparteien und die Vermittlerorganisation IGAD am Dienstagabend bei einer Eröffnungszeremonie in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba mit. "Jetzt steht der schwierigste Teil der Verhandlungen bevor", erklärte der äthiopische Ministerpräsident Hailemariam Desalegn. "Ihr seid es Eurem Volk schuldig, schnell eine Lösung für diese sinnlose Gewalt zu finden."
Das ostafrikanische Land war seit Mitte Dezember in schwerer, auch ethnisch motivierter Gewalt versunken. Auslöser war ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar. Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich beide Seiten am 23. Januar auf eine Waffenruhe.
Augenzeugen zufolge gibt es aber noch immer schwere Kämpfe vor allem in ölreichen Regionen des erst 2011 unabhängig gewordenen Landes. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hatte erst am Morgen berichtet, dass eines seiner Teams sich zusammen mit zahlreichen Patienten bereits seit zwei Wochen in der Wildnis versteckt halte. "Die Situation ist chaotisch. Die sporadischen Berichte unserer Mitarbeiter zeigen uns, dass sie sich in einer verzweifelten Lage befinden", sagte der örtliche Programmleiter Raphael Gorgeu.
Der Beginn der neuen Gespräche war zuvor um einen Tag verschoben worden. Die Delegation der oppositionellen Rebellen hatte noch am Montag erklärt, sie werde nicht an der Verhandlungsrunde teilnehmen, weil die Regierung mehrere Vereinbarungen nicht eingehalten habe. Im Mittelpunkt steht vor allem das Schicksal von elf ranghohen Politikern, die wochenlang in der südsudanesischen Hauptstadt Juba wegen eines angeblichen Putschversuchs in Haft saßen.
Sieben von ihnen waren im Zuge der Einigung auf eine Waffenruhe freigekommen und befinden sich derzeit in Kenia. Sie sollen in den nächsten Tagen nach Addis Abeba geflogen werden. Die Rebellen fordern aber eine Teilnahme aller elf Politiker an den politischen Gesprächen. "Wir sind schwer enttäuscht über die Missachtung unserer Vereinbarungen", sagte der Verhandlungsführer der Rebellen, Taban Deng Gai. Auch Vertreter der Afrikanischen und der Europäischen Union drängten bei der Eröffnungszeremonie auf eine baldige Freilassung der Männer.
Die Gespräche sollen voraussichtlich in eine Kleinstadt außerhalb von Addis Abeba verlegt werden, sagte ein IGAD-Vertreter der Nachrichtenagentur dpa am Rande der Zeremonie. Im Januar hatten die Delegationen in einem Luxushotel verhandelt. Viele Beobachter kritisierten, dass beide Seiten auch deshalb keine Eile gehabt hätten, zu einer Lösung zu kommen. "Zum Wohl unserer Kinder und der Zukunft der ganzen Region dürfen wir jetzt nicht erneut versagen", erklärte IGAD-Chefvermittler Seyoum Mesfin.
dpa