Der Euro ist am Freitag spürbar unter Druck geraten. Am Markt wurden neue Inflationszahlen als Grund genannt, die eine zusätzliche geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) nahelegen. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,3490 US-Dollar. Das war fast ein Cent weniger als das Tageshoch. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,3516 (Donnerstag: 1,3574) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7399 (0,7367) Euro.
Der Preisauftrieb im Euroraum bleibt schwach. Nach Zahlen der Statistikbehörde Eurostat fiel die Inflationsrate im Januar um 0,1 Punkte auf 0,7 Prozent. Damit liegt die Teuerung nicht nur klar unter dem Ziel der EZB von knapp zwei Prozent. Auch ist die Inflation nun wieder so gering wie kurz vor der letzten Zinssenkung der EZB im vergangenen Herbst. Obwohl sich der Preisauftrieb ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Energie leicht verstärkte, sehen Beobachter die Möglichkeit einer raschen geldpolitischen Reaktion.
Nach Meinung der Volkswirte der Deutschen Bank und der Royal Bank of Scotland (RBS) könnte die EZB bereits auf ihrer nächsten Sitzung in der kommenden Woche mit einer Zinssenkung reagieren. Weil der Leitzins mit 0,25 Prozent aber schon nah an der Nulllinie liegt, komme eher ein kleiner Schritt auf beispielsweise 0,1 Prozent in Betracht.
Denkbar sei zudem eine Reduzierung des Einlagensatzes in den negativen Bereich. Dieser Zins gilt für Einlagen der Banken bei der EZB. Ein solcher "Strafzins" soll die Geldhäuser zu einer regeren Kreditvergabe bewegen. Darüber hinaus dürfte der Euro geschwächt werden, was der Inflation über teurere Importe einen Schub verleihen würde.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82135 (0,82380) britische Pfund, 138,13 (139,28) japanische Yen und 1,2220 (1,2233) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1251,00 (1242,50) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 29.100,00 (29.190,00) Euro.
dpa/mh - Archivbild: Philippe Huguen (afp)