Führungswechsel bei der US-Notenbank Federal Reserve: Janet Yellen wird an diesem Samstag in ihrer Funktion als bisherige Vize-Chefin die Leitung von Ben Bernanke übernehmen, wie die Fed in Washington mitteilte. Den Amtseid werde sie offiziell am Montag ablegen. Damit übernimmt in der 100-jährigen Geschichte der weltweit mächtigsten Zentralbank erstmals eine Frau die Führung. Bernankes letzter Arbeitstag nach fast acht turbulenten Jahren im Amt war planmäßig am Freitag.
Der aus dem Südstaat Georgia stammende 60 Jahre alte Ökonom will künftig vor allem über Wirtschaftsthemen schreiben, Vorträge halten und häufiger Baseball-Spiele besuchen, berichtete das "Wall Street Journal" jüngst. Eine öffentliche Verabschiedung war für Freitag nicht geplant, der Führungswechsel sollte eher im privaten Rahmen zelebriert werden. Auch um Yellens Amtseinführung am Montag solle kein großes Aufheben gemacht werden.
Bernanke hatte den Posten am 21. Juni 2006 von Alan Greenspan übernommen. Nach eineinhalb Jahren als oberster Währungshüter im Amt brach die Immobilienkrise über die USA herein. Bernanke senkte rapide den Leitzins und pumpte mehr als drei Billion Dollar zusätzlich in die Märkte. Der US-Konjunktur geht es heute wieder besser - manche Kritiker warnen aber vor einer neuen Finanzblase wegen der extrem lockeren Geldpolitik der Fed.
Yellen im Herbst von Obama als Nachfolgerin erkoren
Die 67-jährige Yellen wurde im vergangenen Herbst von US-Präsident Barack Obama als Nachfolgerin erkoren und Anfang Januar vom Senat bestätigt. Weil sie bisher die Stellvertreterin von Bernanke war, wird erwartet, dass sie seinen Kurs weitgehend fortsetzt. Derzeit reduziert die Fed schrittweise ihre Käufe von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren. Der Leitzins hingegen bleibt auf dem historischen Tiefstand zwischen null und 0,25 Prozent - bis die Konjunktur deutlich stabiler ist.
Yellen kam bereits 1977 erstmals zur Fed. Nach einem Ausflug in die akademische Welt holte der damalige Präsident Bill Clinton sie als Notenbankgouverneurin zu der Notenbank zurück, 1996 machte er sie dann zu seiner Top-Wirtschaftsberaterin im Weißen Haus. 2004 wurde sie Präsidentin der Zentralbank in San Francisco. 2010 schließlich nominierte Obama Yellen zur Vize-Chefin der Fed.
Deren Politik, die Konjunktur massiv mit billigem Geld anzukurbeln, hat sie stets voll unterstützt - manchmal drängte sie sogar ungeachtet von Inflationsgefahren und anderen Risiken auf noch stärkere Maßnahmen, um den US-Arbeitsmarkt zu stärken. An ihrer Seite soll künftig der ehemaligen Gouverneur der israelischen Zentralbank, Stanley Fischer, als Vize Stellvertreter arbeiten. Er muss aber noch vom Senat bestätigt werden.
dpa - Bild: Jim Watson (afp)