Unglückskapitän Francesco Schettino hat nach Aussagen einer Anwältin der Costa-Reederei ungenaue Seekarten für die Havarie der "Costa Concordia" verantwortlich gemacht. Der Felsen, den das Kreuzfahrtschiff im Januar 2012 vor der Insel Giglio rammte, war angeblich nicht auf den Navigationskarten verzeichnet. Schettino habe dies am Tag nach dem Schiffbruch dem herbeigeeilten Krisenteam der Genueser Reederei erklärt. Das sagte Anwältin Cristina Porcelli am Dienstag als Zeugin in dem Prozess gegen Schettino.
"Der Kapitän sagte, mit einem Manöver noch Menschenleben gerettet zu haben", erklärte die Anwältin, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Sie stand als erste von mehreren Vertretern der Reederei erstmals im Zeugenstand. Schettino habe in keiner Weise die Opfer der Havarie und die Tragödie an Bord des Schiffes erwähnt, sondern nur gesagt, "ein Kommandant mit großer Erfahrung zu sein." Bei dem Unglück im Januar 2012 kamen 32 Menschen ums Leben. Schettino steht wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Verlassen des Schiffes während der Evakuierung seit Juli des vergangenen Jahres vor Gericht.
Der Polizeichef von Giglio, Roberto Galli, hatte ausgesagt, Schettino habe zweimal das Angebot abgelehnt, auf sein havariertes Schiff zurückgebracht zu werden. Zu diesem Zeitpunkt saßen noch zahlreiche Passagiere auf der Costa Concordia fest. Der Kapitän hatte in Verhören nach der Havarie angegeben, während der Evakuierung versehentlich in ein Rettungsboot gefallen zu sein. Danach wollte er von Land aus die Evakuierung leiten, soll er dem Polizeichef dessen Aussage zufolge zur Antwort gegeben haben. Ein Schiffsangestellter erklärte vor Gericht, er habe den Kapitän aufgefordert, Alarm zu schlagen, was dieser erst sehr viel später tat.
dpa/jp - Archivbild: Tiziana Fabi (afp)