Fast 70 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gedenkt der Bundestag an diesem Montag der Opfer des Nationalsozialismus. In Auschwitz-Birkenau findet eine feierliche Zeremonie mit einer großen Delegation aus Israel statt, unter anderem mit Knesset-Abgeordneten.
Gastredner der Gedenkstunde des Bundestages ist der 95-jährige russische Schriftsteller Daniil Granin. Er überlebte die Blockade Leningrads (heute Sankt Petersburg) durch die deutsche Wehrmacht. Sie endete am 27. Januar 1944, ein Jahr vor der Befreiung von Auschwitz. Die Belagerung kostete mehr als eine Million Zivilisten das Leben.
Überlebende des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz haben am Montag der Befreiung des Lagers vor 69 Jahren gedacht. Vor der "Todeswand" im Stammlager Auschwitz, an der Tausende Häftlinge erschossen worden waren, legten sie Blumen nieder und zündeten Kerzen an. "Wir haben hier schwere Zeiten durchgemacht. Ich fühle Genugtuung, dass ich diesen Ort auf meinen eigenen Beinen und nicht durch den Schornstein verlassen habe" zitierte die polnische Nachrichtenagentur PAP den ehemaligen Häftling Bogdan Bartnikowski.
Zur offiziellen Gedenkveranstaltung in Birkenau, dem eigentlichen Vernichtungslager, reisen in diesem Jahr 61 Mitglieder des israelischen Parlaments, der Knesset, nach Auschwitz. Unter ihnen sind sechs Minister. Die Abgeordneten wollten im größten der nationalsozialistischen Todeslager der mindesten 1,1 Millionen ermordeten meist jüdischen Häftlinge gedenken. Mit Parlamentariern anderer Länder, darunter auch Bundestagsvertretern, diskutieren die Abgeordneten der Knesset anschließend in Krakau über Antisemitismus in der Gegenwart.
Die Gedenkstunde im Bundestag findet seit 1996 regelmäßig anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz durch russische Soldaten am 27. Januar 1945 statt.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, rief in der "Berliner Morgenpost" (Montag) zum gemeinsamen Erinnern auf. "Der Holocaust ist eine Tragödie für die gesamte Menschheit", sagte er. "Das bekräftigt unsere Anstrengungen, dass so etwas nie wieder passieren darf."
dpa/est - Bild: Olga Maltseva (afp)