Bei einem Angriff auf einen Autobus des ägyptischen Militärs auf der Halbinsel Sinai sind mindestens drei Soldaten getötet worden. Elf weitere Uniformierte wurden verletzt, als Vermummte den Bus aus dem Hinterhalt attackierten, teilte ein Armeesprecher am Sonntag in Kairo mit. Im Norden und im Inneren des Sinai treiben islamistische Milizen und bewaffnete Banden ihr Unwesen. Die ägyptischen Sicherheitskräfte bekommen die Lage dort nicht in den Griff.
Der dritte Jahrestag der Revolution in Ägypten ist von blutiger Gewalt überschattet worden. Bei Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften wurden am Samstag in Ägypten nach neuen Angaben des Gesundheitsministeriums in Kairo 49 Menschen getötet und 247 weitere verletzt. Zuletzt hatte das Ministerium von landesweit 29 Toten gesprochen. Das Innenministerium bestätigte am Sonntag, 1079 Demonstranten seien festgenommen worden.
Zehntausende Anhänger der Führung strömten am Samstag mit ägyptischen Fahnen und Bildern des obersten Militärs, General Abdel Fattah al-Sisi, zum Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo. Eher kleinere Gegenkundgebungen der Muslimbruderschaft und von Revolutionsaktivisten löste die Polizei mit Gewalt auf. Die Übergangsregierung hatte strengste Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Am 25. Januar 2011 hatten auf dem Tahrir-Platz Massenproteste gegen den autoritären Polizeistaat begonnen. Sie weiteten sich auf das ganze Land aus und zwangen nach 18 Tagen den Langzeitherrscher Husni Mubarak zum Rücktritt. Sympathiekundgebungen für die Regierung fanden am Samstag auch in anderen Teilen Kairos und in den meisten Städten des Landes statt.
Auch die Muslimbruderschaft sowie Gruppen, die sich dem Geist der Revolte von 2011 verpflichtet fühlen, hatte landesweit zu Protesten aufgerufen. Die Demonstration der Regierungsanhänger auf dem Tahrir-Platz wirkte teils wie ein organisiertes Familienfest, teils wie eine Kampagnen-Veranstaltung für Al-Sisi. Zu sehen waren Transparente mit Aufschriften wie «Erfülle deine Mission!».
Mansur: Präsidentenwahl in Ägypten vor Parlamentswahl
Nach der Entmachtung der Islamisten durch das Militär wird Ägypten nun zuerst einen neuen Präsidenten und erst dann ein neues Parlament wählen. Das erklärte Übergangspräsident Adli Mansur am Sonntag in einer Fernsehansprache, ohne Termine für die Abstimmungen zu nennen. Die neue Verfassung legt es in Mansurs Hand, die Reihenfolge der Neuwahlen zu bestimmen. Wie er in der Ansprache weiter sagte, wird die Hohe Wahlkommission alles Weitere regeln.
Das Militär hatte den letzten gewählten Präsidenten, den Islamisten Mohammed Mursi, im vergangenen Juli nach Massenprotesten gegen seine Herrschaft gestürzt. Als aussichtsreichster Kandidat für das höchste Staatsamt gilt Militärchef Abdel Fattah al-Sisi, der auch bei Mursis Sturz Regie geführt hatte. Er hat seine Kandidatur allerdings noch nicht erklärt.
Die Sicherheitsvorkehrungen am Samstag waren enorm. Militärhubschrauber kreisten in der Luft. Armeepanzer und Stacheldraht riegelten den Tahrir-Platz hermetisch ab. Die Teilnehmer der Kundgebung mussten durch eigens aufgestellte Sicherheitsschleusen gehen, um das Einschmuggeln von Waffen und Bomben zu verhindern. Gegendemonstranten konnten sich nur an einer der Zugangsstraßen formieren. Die Polizei trieb sie mit Tränengas und Schüssen in die Luft auseinander.
dpa/jp/sd - Bild: Mohamed El-Shahed (afp) Ägypten