Bei neuen Massenprotesten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat es schwere Zusammenstöße gegeben. Demonstranten warfen Steine und Molotow-Cocktails auf Polizisten. Außerdem versuchten vermummte Oppositionelle, eine Absperrung zu durchbrechen und das Parlamentsgebäude zu stürmen. Sicherheitskräfte gingen mit Knüppeln und Tränengas vor.
Trotz eines Demonstrationsverbots sind in Kiew am Sonntag Mittag rund 200.000 Menschen aus Protest gegen die Regierung auf die Straßen gegangen. Viele von ihnen kamen vermummt auf den zentralen Unabhängigkeitsplatz oder trugen Karnevalsmasken, um ein Zeichen gegen die verschärften Demonstrationsregeln zu setzen, wie Reporter berichteten.
Nach Medienberichten wurde Ex-Boxweltmeister Klitschko angegriffen, als er versuchte, die Menge zu beruhigen. Demnach wurde der Oppositonspolitiker mit einem Feuerlöscher besprüht. Die pro-westliche Opposition in der Ukraine ist tief gespalten.
«Wir brauchen einen Anführer, der uns heute und jetzt zum Sieg führt. Wir brauchen einen Namen», sagte Dmitri Bulatow als einer der führenden Köpfe der seit Wochen andauernden Straßenproteste. Als Chef seiner Partei Udar (Schlag) forderte Klitschko erneut vorgezogene Präsidentenwahlen, um Staatschef Viktor Janukowitsch abzulösen.
Präsident Janukowitsch hatte am Freitag ein Gesetzespaket unterzeichnet, das das Demonstrationsrecht beschneidet und unter anderem Geldstrafen für Demonstranten vorsieht, die sich vermummen oder Helme tragen. Der Unabhängigkeitsplatz im Zentrum von Kiew ist seit November von Oppositionsanhängern besetzt. Sie protestieren gegen die Entscheidung von Janukowitsch, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht zu unterzeichnen.
dpa/orf/mh