Die nordwestpakistanische Stadt Peshawar ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das weltweit größte Reservoir für den Erreger der Kinderlähmung. In Pakistan seien im vergangenen Jahr 83 von 91 Fällen auf Virentypen aus der Stadt zurückzuführen, im benachbarten Afghanistan seien es 12 von 13 Fällen gewesen, teilte die Organisation am Freitag mit. Das sei das Ergebnis genetischer Untersuchungen.
Peshawar ist Hauptstadt der immer wieder von Anschlägen militanter Islamisten erschütterten Krisenprovinz Khyber-Pakhtunkhwa. In den vergangenen Jahren gab es dort regelmäßig tödliche Angriffe auf Impfteams. Radikalislamische Gruppen sehen hinter den Vorsorgemaßnahmen eine westliche Verschwörung, um bei Muslimen unter anderem die Fruchtbarkeit zu reduzieren. Die WHO unterstützt das Impfprogramm in dem Land.
Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist eine hoch ansteckende Krankheit. Eine von 200 Infektionen mit dem Poliovirus führt zu dauerhaften Lähmungen. Etwa fünf bis zehn Prozent der Gelähmten sterben, weil ihre Atemmuskeln unbeweglich werden. Die Krankheit tritt nur noch in drei Ländern gehäuft auf: Afghanistan, Nigeria und Pakistan.
Europa gilt seit 2002 als poliofrei. Dennoch warnen Experten davor, dass Reisende die Erreger wieder einschleppen könnten.
dpa/cd - Archivbild: A. Majeed (afp)