Nach Monaten blutiger Kämpfe steht die Zentralafrikanische Republik nach Einschätzung des Roten Kreuzes kurz vor einer "massiven humanitären Katastrophe". Der Konflikt habe nicht genügend internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, so dass die dringend benötigte Unterstützung ausgeblieben sei, teilte die Organisation am Freitag mit. Zudem mache es die verheerende Sicherheitslage unmöglich, humanitäre Programme zu starten, ohne das Leben der Helfer zu gefährden. "Das ist weder tolerierbar noch akzeptabel", sagte der Präsident des Roten Kreuzes in Zentralafrika, Antoine Mbao Bogo.
Seit einem Putsch im vergangenen März versinkt das Land im Chaos. Muslimische Rebellen des Seleka-Bündnisses hatten den christlichen Präsidenten François Bozizé gestürzt und die Macht übernommen. Seither kommt es immer wieder zu blutigen Kämpfen zwischen den Rebellen und christlichen Bürgermilizen, die dem früheren Staatschef nahestehen. Die gold- und diamantenreiche Zentralafrikanische Republik ist überwiegend christlich geprägt.
Während die humanitäre Situation selbst in der Hauptstadt Bangui "sehr schwierig" sei, nehme sie auf dem Land "unerträgliche Ausmaße" an, erklärte Mbao Bogo. Es fehle an Medikamenten, Lebensmitteln, Notunterkünften und Hygienevorrichtungen. Rund 2,2 Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung - benötigt nach Schätzungen der Vereinten Nationen humanitäre Hilfe.
Freilassung von 23 Kindersoldaten
Derweil ist es dem Kinderhilfswerk Unicef gelungen, mit der Übergangsregierung die Freilassung von 23 Kindersoldaten im Alter zwischen 14 und 17 Jahren auszuhandeln. Die Jugendlichen, darunter sechs Mädchen, seien von einem Militärstützpunkt, wo sie für bewaffnete Seleka-Gruppen im Einsatz waren, in ein Unicef-Zentrum gebracht worden. Weitere Kindersoldaten sollen in den nächsten Tagen freikommen.
"Für Kinder ist in bewaffneten Konflikten kein Platz, und die Zusammenarbeit mit der Interimsregierung gibt uns Hoffnung, dass wir den Kindern nun ihre Kindheit zurückgeben können", sagte der örtliche Unicef-Repräsentant Souleymane Diabaté. "Wir arbeiten landesweit mit allen Konfliktparteien zusammen, um die Kinder mit ihren Familien wiederzuvereinen." Unicef schätzt die Zahl der in dem Konflikt eingesetzten Kindersoldaten auf bis zu 6000.
dpa/cd - Bild: Eric Feferberg (afp)