Bei einem unangekündigten Besuch in Jordanien hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Gespräche mit über die Nahost-Friedensverhandlungen geführt. Der Monarch habe dabei die Notwendigkeit betont, die Rechte des palästinensischen Volkes zu schützen, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Hofes in Amman. Zugleich müssten aber auch Jordaniens nicht näher bezeichnete eigene Interessen beachtet werden, habe der König gefordert.
Netanjahu hob nach Angaben seines Büros die wichtige Rolle des Königs bei den Bemühungen um eine von US-Außenminister John Kerry vermittelte Friedensregelung zwischen Israelis und Palästinensern hervor. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hielt sich ebenfalls in Amman auf.
Der König und Netanjahu diskutierten nach Informationen aus jordanischen Regierungskreisen darüber, wie in dem angestrebten abschließenden Friedensvertrag die Sicherheitszusammenarbeit zwischen Jordanien, Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde intensiviert werden kann. Umstritten ist vor allem die Sicherung der Grenze am Jordanfluss.
Israel fordert bei den Friedensgesprächen mit den Palästinensern, dass seine Truppen auch nach einem möglichen Friedensschluss und der Schaffung eines Palästinenserstaates an dessen Ostgrenze zu Jordanien stationiert bleiben sollen. Die Palästinenser lehnen dies ab. Jordanien soll unbestätigten Medienberichten zufolge israelische Truppen bevorzugen, die eher für Ruhe an der Grenze sorgen könnten. Offiziell aber unterstützt der Monarch die Palästinenser.
Außerdem sei das Recht von Millionen palästinensischen Flüchtlingen und deren Nachkommen auf Rückkehr in das heutige Israel erörtert worden, hieß es aus Amman. Abbas fordert dieses Recht, Israel lehnt es kategorisch ab. In Jordanien leben schätzungsweise mehr als drei Millionen Palästinenser. Es ist das einzige Land, das ihnen in großem Umfang die Staatsbürgerschaft gewährt hat. Die Palästinenser stellen heute mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Außerdem flüchten immer mehr Palästinenser vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Jordanien.
König Abdullah II. habe Netanjahu auch gedrängt, entschiedener gegen Angriffe auf muslimische und christliche Heiligtümer, vor allem den Tempelberg in Jerusalem, vorzugehen. Rechtsgerichtete israelische Politiker und Aktivisten provozieren dort immer wieder Zusammenstöße mit Muslimen.
Jordanien ist außer Ägypten das einzige Nachbarland, das einen Friedensvertrag mit dem jüdischen Staat abgeschlossen hat und relativ eng mit ihm zusammenarbeitet.
dpa/cd - Bild: Kobi Gideon (afp)