In einigen ehemaligen Rebellenhochburgen sind erstmals wieder Nahrungsmittel eingetroffen.
Bei einer Geberkonferenz für die notleidenden Menschen in Syrien haben Regierungen Hilfsgelder in Höhe von rund 2,4 Milliarden US-Dollar zugesagt. Die Vereinten Nationen sind jedoch der Ansicht, dass dieser Betrag nicht ausreichen wird, um in diesem Jahr Nothilfe für alle Flüchtlinge und Vertriebenen bereitzustellen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte vor den Teilnehmern der Konferenz am Mittwoch in Kuwait: "Wir schätzen, dass wir in diesem Jahr 6,5 Milliarden Dollar benötigen werden." Alleine in den kommenden sechs Monaten würden 1,4 Milliarden US-Dollar benötigt, um die Menschen in Syrien selbst zu versorgen, sagte die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos. Hinzu kämen die Bedürfnisse der mehr als drei Millionen Flüchtlinge.
Die größte Hilfszusage kam am Mittwoch vom Gastgeberland Kuwait. Das arabische Emirat will die Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Bürgerkriegsland mit 500 Millionen US-Dollar (366 Millionen Euro) unterstützen. US-Außenminister John Kerry kündigte Hilfsgelder in Höhe von 380 Millionen Dollar an.
Am Mittwoch trafen erstmals wieder Lebensmittel in der ehemaligen Rebellenhochburg Birseh ein. Die Bewohner des Vorortes von Damaskus hatten monatelang gehungert, weil die Regierungstruppen ihr Viertel abgeriegelt hatten. Die Hilfslieferungen sind das Ergebnis einer lokalen Waffenruhe, die in dieser Woche zwischen dem Regime und den Rebellen vereinbart worden war.
Schlechte Chancen für Frieden
Die Aussichten auf eine umfassende politische Lösung für den seit fast drei Jahren andauernden Konflikt stehen aber momentan schlecht. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er hoffe, dass bei den für kommende Woche geplanten Friedensverhandlungen in der Schweiz eine Lösung gefunden werde. Die Regierung will nach Informationen aus Oppositionskreisen eine neunköpfige Delegation nach Genf schicken, der unter anderem Außenminister Walid al-Muallim angehören werden. Die Friedenskonferenz soll am 22. Januar in Montreux am Genfer See beginnen.
Nach russischen Angaben sollen die Bürgerkriegsparteien bei der Konferenz mehrmals direkt miteinander sprechen. Das kündigte Außenminister Lawrow auf einer Pressekonferenz mit seinem iranischen Kollegen Sarif in Moskau an. Lawrow forderte erneut mit Nachdruck, dass der Iran an der Konferenz teilnehmen müsse. Sarif betonte, Teheran sei dazu bereit und stelle keine Bedingungen. Russland, der Iran und Syrien pflegen traditionell enge Beziehungen.
UN: Massenhinrichtungen in Syrien als Kriegsverbrechen verfolgen
Islamisch-extremistische Rebellengruppen verüben im Norden Syrien massenweise Hinrichtungen, die nach UN-Einschätzung als mutmaßliche Kriegsverbrechen verfolgt werden sollten. In den vergangenen zwei Wochen hätten die Vereinten Nationen Berichte über brutale Tötungen von Zivilisten und nicht mehr kampffähigen Angehörigen rivalisierender Rebellengruppen erhalten, teilte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, am Donnerstag in Genf mit.
Pillay forderte die Oppositionsgruppen in Syrien auf, jegliche Verstöße gegen die international anerkannten Menschenrechte zu unterlassen und insbesondere Kriegsverbrechen zu unterbinden. Massenhinrichtungen seien vor allem von Angehörigen der Al-Kaida-nahen Rebellengruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (ISIS) begangen worden.
Der UN-Menschenrechtsrat habe entsprechende Augenzeugenberichte unter anderem aus den Orten Aleppo, Idlib und Al-Rakka erhalten. Genaue Zahlenangaben über Opfer gebe es zwar nicht, aber den Angaben zufolge hätten ISIS-Mitglieder seit Anfang des Jahres bereits zahlreiche Zivilisten und gefangene Kämpfer anderer Rebellengruppen umgebracht.
afp/belga/dpa/cd/jp - Bild: Yasser Al-Zayyat (afp)