Israel hat seine Truppen im Westjordanland am Mittwoch wegen gewalttätiger jüdischer Siedler verstärkt. Verteidigungsminister Mosche Jaalon verurteilte zugleich Angriffe auf Palästinenser scharf als "Terror". Man werde ohne Nachsicht gegen Siedler vorgehen, die Racheakte gegen Palästinenser verübten, sagte er laut seinem Büro. "Wir werden es radikalen und gewalttätigen Randgruppen nicht erlauben, Land unter ihre Kontrolle zu bringen, das ihnen nicht gehört, und Palästinenser zu bedrohen, die ihr Land bearbeiten."
Etwa 20 rechtsgerichtete Israelis waren am Vortag in das Palästinenserdorf Kfar Kusra eingedrungen. Einwohner trieben sie jedoch in die Enge und verprügelten sie. Erst couragierte ältere Palästinenser konnten sie vor der wütenden Menschenmenge schützen und einen möglichen Lynchmord verhindern, wie die Zeitung "Jerusalem Post" berichtete. Eine solche Eskalation hätte das Ende der von US-Außenminister John Kerry vermittelten Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern bedeuten können.
Der Dorfvorsteher von Kfar Kusra, Abdel Azim Wadi, habe die Israelis aus der illegalen Siedlung Esch Kodesch mit einer Eisenstange in der Hand beschützt, berichtete die Zeitung "Jediot Achronot". Andere Palästinenser hätten israelische Soldaten zur Hilfe gerufen, die die blutenden Siedler unter Schmährufen der Dorfbewohner abführten. "Das nächste Mal bringen wir euch um", hätten Palästinenser gerufen.
Siedlerkreise schworen Rache für die Demütigung. In der Nacht setzten Unbekannte in dem nahe gelegenen Palästinenserdorf Madama zwei Autos in Brand und sprühten unter anderem das Wort "Rache" und einen Davidsstern an ein Gebäude. "Wir wurden erniedrigt und jedes Kind in Kusra weiß, dass sie dafür bezahlen werden", zitierte "Jediot Achronot" einen Siedler.
Die Palästinenser in Kfar Kusra bezichtigten die teilweise vermummten Siedler, sie hätten ihr Eigentum und ihre Olivenbäume zerstören wollen. Siedler sind für solche Übergriffe berüchtigt. Sobald Israel gegen auch nach israelischem Recht illegale Außenposten im Westjordanland vorgeht, greifen Siedler Palästinenser an. Die am Vortag verprügelten Israelis sagten jedoch, sie hätten sich nur auf einer Wanderung befunden. Dies wurde jedoch in israelischen Sicherheitskreisen als offensichtliche Lüge abgetan. Kein Siedler wandere einfach so in ein Palästinenserdorf, hieß es.
Afrikanische Flüchtlinge demonstrieren vor Israels Parlament
Tausende afrikanische Flüchtlinge in Israel haben ihre Proteste am Mittwoch mit einer Demonstration vor dem Parlament in Jerusalem fortgesetzt. Israels Parlamentspräsident Juli Edelstein verwehrte ihnen nach Medienberichten den Zutritt zur Knesset.
Seit Sonntag fordern Flüchtlinge aus Afrika, vor allem dem Sudan und Eritrea, auf Demonstrationen ein Asylrecht in Israel. Sie protestieren auch gegen die Internierung afrikanischer Flüchtlinge in einer neuen Anlage an der Grenze zu Ägypten. Israel stuft die etwa 60.000 Flüchtlinge als illegale Einwanderer ein und will sie abschieben.
dpa/mh - Bild: Jaafar Ashtiyeh (afp)