Die im Polareis festsitzenden Teilnehmer einer Antarktis-Expedition haben sich die Warterei auf Rettung über den Jahreswechsel mit Feiern und Dichten vertrieben. Arbeit stand auch auf dem Programm, wie Expeditionsleiter Chris Turney um kurz vor Mitternacht New Yorker Zeit bei der Übertragung der Silvesterfeier am Times Square live im US-Sender CNN berichtete: Die Passagiere stiegen am Silvestertag gemeinsam aufs Eis, um einen Landeplatz für den Hubschrauber neben dem Schiff platt zu stampfen.
Die Mühe war aber zunächst umsonst, das Wetter spielte für eine Rettung aus der Luft nicht mit. "Warm und regnerisch hier, das Eis bricht ein bisschen", twitterte Turney am Mittwoch. Der Hubschrauber steht an Bord des nahe gelegenen chinesischen Eisbrechers "Snow Dragon" auf Abruf bereit. Er kann aber nur bei klarem Wetter mit guter Sicht und wenig Wind fliegen.
Das Forschungsschiff "MV Akademik Shokalskiy" steckte seit mehr als einer Woche im Packeis fest. An Bord sind neben der 22-köpfigen Crew 54 Wissenschaftler und Touristen. Sie waren auf den Spuren des Polarforschers Douglas Mawson Anfang Dezember in See gestochen. Der hatte die Region vor 100 Jahren erkundet. Eigentlich sollte das Schiff am 6. Januar wieder in Neuseeland ankommen. Ein plötzlicher Wetterwechsel schob das Packeis Richtung "Shokalskiy" und setzte das Schiff fest.
Weil Eisbrecher es nicht schafften, eine Passage durch das Eis zu brechen, beschloss die australische Seesicherheitsbehörde (Amsa), die 54 Passagiere mit einem Hubschrauber ausfliegen zu lassen. Der Helikopter soll sie in Zwölfer-Gruppen zum chinesischen Eisbrecher bringen. Von dort sollen sie mit einem kleineren Boot zu dem australischen Eisbrecher "Aurora Australis" gebracht werden. Die 22-köpfige Crew bleibt nach den Plänen zunächst an Bord.
Turney blieb auch Neujahr die Stimmungskanone an Bord. Alle seien nach wie vor bester Dinge, berichtete er CNN fröhlich vom oberen Deck. Das Team hatte zuvor ein Video von einer offensichtlich feucht-fröhlichen Silvesterparty im Internet hochgeladen. Einige Teilnehmer hatten zudem ein eigenes Lied gedichtet und gaben es - per Video für alle Welt zu sehen - zum Besten: "Viel Schnee und viel Eis, viel Pinguine - wie schön", heißt es darin. Und der Refrain: "Ein großer Mist, dass wir hier immer noch festsitzen".
dpa/okr - Bild: Andrew Peacock / www.footloosefotography.com (afp)