Trotz geplanter Friedensgespräche der Konfliktparteien im Südsudan gehen die Kämpfe in Teilen des ostafrikanischen Landes auch im neuen Jahr weiter. Augenzeugen berichteten am Mittwoch von neuen Gefechten rund um die strategische Stadt Bor im Bundesstaat Jonglei.
Nach Angaben des Roten Kreuzes sind dort Zehntausende Menschen auf der Flucht. Sie überquerten den Nil, um Zuflucht im angrenzenden Bezirk Awerial zu suchen. "Auf der Straße zum Fluss sind Tausende Menschen unterwegs, während viele andere auf Boote warten, die sie auf die andere Seite bringen sollen", erklärte die Hilfsorganisation.
Die Flüchtlinge bräuchten dringend Unterstützung. Das Rote Kreuz habe damit begonnen, 30.000 Menschen in der Region unter anderem mit Decken, Kochgeräten, Kanistern und Lebensmittel zu versorgen.
Schwere Kämpfe
Im Südsudan waren Mitte Dezember schwere Kämpfe zwischen Anhängern des Präsidenten Salva Kiir und seines ehemaligen Stellvertreters Riek Machar entbrannt. Tausende Menschen sind ums Leben gekommen. Der Konflikt hat vor allem ethnische Hintergründe. Es stehen sich Kämpfer der Volksgruppen der Dinka und der Nuer gegenüber, die schon lange verfeindet sind.
Am Silvestertag hatten sich Kiir und Machar auf den Beginn von Friedensgesprächen geeinigt. Diese sollen in den nächsten Tagen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba beginnen. Ziel ist unter anderem eine Waffenruhe.
Die gebeutelte Bevölkerung begrüßte die geplanten Verhandlungen. "Die Gespräche in Addis Abeba sind die einzige mögliche Lösung für die Krise im Südsudan. Sonst werden noch viel mehr Zivilisten sterben", sagte Michael Abe, ein Bürger aus der Hauptstadt Juba. Hier entspannte sich die Lage zu Jahresbeginn: Geschäfte hatten geöffnet und Autos verkehrten auf den Straßen. Jedoch sei die Stadt leerer als zuvor, betonten Beobachter. Die blutige Gewalt hatte in Juba begonnen und viele Einwohner in die Flucht getrieben.
Ein kenianischer Geschäftsmann warnte, dass ohne einen schnellen Dialog alle Fortschritte seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 2011 zunichte gemacht würden. "Die Investitionen etwa in Hotels, Geschäftsgebäude oder die Wasserversorgung, die von Südsudanesen und Ausländer gemacht wurden, stehen auf dem Spiel", erklärte Pious Kamou.
dpa - Bild: Mohamed Abdiwahab (afp)