Edgar Bronfman, langjähriger Präsident des Jüdischen Weltkongresses, ist tot. Der Politiker, Unternehmer und Philanthrop starb nach Angaben des Verbandes vom Sonntag am Samstag umgeben von seiner Familie in New York. Er wurde 84 Jahre alt.
Bronfman entstammt einer kanadischen Unternehmerfamilie, der Seagram gehörte, damals der größte Spirituosenhersteller der Welt. Unter Bronfmans Leitung expandierte der Konzern noch in andere Bereiche, etwa Film (Metro-Goldwyn-Mayer MGM) und Chemie (DuPont). Das Unternehmen wurde unter seinem Sohn zum reinen Medienunternehmen umgebaut, zusammengestrichen und 2000 von Vivendi geschluckt. Das von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Seagram Building an der New Yorker Park Avenue heißt allerdings noch heute so und gehört zu den architektonischen Höhepunkten der Stadt.
1979 wurde Bronfman Präsident des Jüdischen Weltkongresses (JWC). Er führte den Dachverband jüdischer Organisationen fast 30 Jahre bis 2007. In diese Zeit fielen Verhandlungen mit Moskau zur Ausreise von Juden aus der Sowjetunion. Als erster Präsident des JWC wurde er offiziell in Moskau empfangen. Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow gestatte letztlich Hunderttausenden Juden die Ausreise aus der Sowjetunion; viele von ihnen kamen auch nach Deutschland. Zudem bekamen die verbleibenden Juden mehr Rechte.
Schlagzeilen machte Bronfman 1986 beim Streit um die Nazivergangenheit des damaligen österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim («er war Teil der Tötungsmaschinerie»). Unter seiner Führung wurden auch mit mehreren europäischen Regierungen über Entschädigungen für Holocaust-Opfer verhandelt, zuletzt mit der Schweiz. 2007 trat Bronfman als Präsident des Jüdischen Weltkongresses zurück, nachdem seinem Generalsekretär Israel Singer langjährige Veruntreuung vorgeworfen worden war.
Sein Nachfolger Ronald S. Lauder nannte Bronfman «einen der größten jüdischen Köpfe der vergangenen Jahrzehnte». «Vielen Juden auf der ganzen Welt geht es heute Dank seines unermüdlichen und unerbittlichen Kampfes für Gerechtigkeit besser.» Er habe den Weltkongress in einen schlagkräftigen Anwalt des jüdischen Volkes weltweit verwandelt und überall gegen Antisemitismus und Rassismus gekämpft.
dpa - Bild: Kenny Crookston (ho/epa)