Zwei Jahre nach der Abspaltung vom Sudan hat die Führung im Südsudan einen Putschversuch abgewehrt. Präsident Salva Kiir erklärte am Montag, eine Gruppe politischer Gegner um seinen ehemaligen Stellvertreter Riek Machar habe in der Nacht ein Militärcamp in der Nähe der Universität angegriffen. Ziel sei es gewesen, die Regierung zu stürzen. Kiir hatte im Juli das gesamte Kabinett entlassen, darunter auch seinen Stellvertreter Machar. Seither ist ein Machtkampf zwischen beiden Politikern entbrannt. Machar wird schon länger als möglicher Gegenkandidat bei den nächsten Präsidentenwahlen 2015 gehandelt.
Seit Sonntagabend waren in Juba Schusswechsel zu hören. Beobachtern zufolge wollten Soldaten, die dem entmachteten Ex-Vize-Präsidenten nahestehen, ein Waffenlager in dem Camp plündern. Sicherheitskräfte des Präsidenten drängten sie aber zurück. Ob es bei den Kämpfen Opfer gegeben hat, war zunächst unklar. Auch der Aufenthaltsort Machars und seiner Gefolgsleute war am Montag unbekannt.
"Ich möchte aber den Bürgern versichern, dass meine Regierung die Situation ganz unter Kontrolle hat", sagte Kiir. Er verurteilte die "kriminellen Aktivitäten" der Angreifer. Sie würden verfolgt und sollen vor Gericht gebracht werden. In der Hauptstadt Juba blieben viele Geschäfte zunächst geschlossen. Die wenigen Läden, die am Morgen öffneten, wurden von Bürgern überrannt, die in Panik Lebensmittel einkauften - aus Angst, dass die Situation eskalieren könnte.
Die UN-Sondergesandte für den Südsudan Hilde Johnson rief alle Beteiligten zur Ruhe auf. "Ich fordere alle Parteien dringend dazu auf, die Kampfhandlungen einzustellen. Ich stehe mit allen ranghohen Politikern im Land in Verbindung, um die Ruhe wiederherzustellen", hieß es in einer Mitteilung. Die US-Botschaft zeigte sich wegen des Ausbruchs von Gewalt "tief besorgt".
Nach einem jahrzehntelangen, 2005 beendeten Bürgerkrieg hatte sich das Land im Juli 2011 vom Sudan agespalten und hat mit Spannungen zwischen verschiedenen Volksgruppen sowie mit Armut zu kämpfen. In einem Nothilfe-Appell haben die Vereinten Nationen am Montag in Genf um Hilfsgelder in Höhe von insgesamt 1,1 Milliarden Dollar für den Südsudan gebeten.
dpa/rkr - Bild: Giulio Petrocco (afp)