Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat der westafrikanische Krisenstaat Mali am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Die Abstimmung sollte eigentlich ein weiterer Schritt hin zu Demokratie und politischer Stabilität sein, aber sie wurde von Gewalt im Norden des Landes und Desinteresse der Bürger begleitet. Zahlreiche Blauhelmsoldaten patrouillierten am Sonntag in der Hauptstadt Bamako, um Zwischenfälle zu verhindern.
Rund 6,5 Millionen Wahlberechtigte waren bei der zweiten Runde zur Abstimmung aufgerufen, nachdem im ersten Wahlgang am 24. November nur 20 Kandidaten eine absolute Mehrheit erzielt hatten. Insgesamt hat das malische Parlament 147 Sitze. Ein Ergebnis soll voraussichtlich bis zum kommenden Wochenende vorliegen.
Nachdem bei der ersten Runde nur 38,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben hatten, zeichnete sich erneut eine geringe Wahlbeteiligung ab. "Die Menschen hier haben genug von den Wahlen. Es interessiert sie einfach nicht mehr", sagte die Markthändlerin Asa Diarra in der Haupstadt Bamako.
"Drei Stunden nach der Öffnung der Wahllokale waren nur zwölf der bei uns registrierten 496 Wähler gekommen", sagte Aboubakar Traoré, der ein Wahllokal in der Nelson-Mandela-Schule leitete. "Die Leute sind desillusioniert und vertrauen den Politikern nicht. Die machen immer nur Versprechungen, und wenn sie dann ins Parlament gewählt sind, tun sie nichts mehr für die Bürger."
Selbstmordattentat in Kidal
Vor der Wahl hatte sich am Samstag in der Stadt Kidal ein Selbstmordattentäter in seinem Auto vor einer Bank in die Luft gesprengt. Zwei senegalesische Blauhelmsoldaten kamen ums Leben, mehrere malische Soldaten wurden verletzt. Zu der Tat bekannte sich die nordafrikanische Al-Kaida-Gruppe AQIM. Kidal ist die einzige Stadt in der Region, die noch von Tuareg-Rebellen kontrolliert wird.
Der UN-Sicherheitsrat hat den Anschlag auf Blauhelmsoldaten im Norden Malis aufs Schärfste verurteilt. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte das Gremium der Vereinten Nationen in einer am Samstag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Mitteilung.
Französische und afrikanische Truppen hatten seit Januar alle anderen strategischen Orte in dem Gebiet aus den Händen radikaler Islamisten und sezessionistischer Rebellen weitgehend befreit, die dort im Zuge eines Militärputsches monatelang die Macht an sich gerissen hatten. Seit September versucht der neue Präsident Ibrahim Boubacar Keita das westafrikanische Land zurück zur Normalität zu führen.
Jedoch kommt es im Norden noch immer zu blutigen Anschlägen. Paris hat derzeit noch 3000 Männer in der Ex-Kolonie stationiert. Die Zahl soll aber nach der Parlamentswahl weiter reduziert werden. Die UN-Truppe Minusma ist mit 6000 Soldaten in Mali vertreten.
Präsident von Zentralafrika geht auf christliche Milizen zu
Nach den jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen in Zentralafrika geht Präsident Michel Djotodia auf die christlichen Milizen zu. Er sei zu Verhandlungen bereit, sagte der frühere muslimische Rebellenchef dem Sender Radio France International. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks wurden in der vergangenen Woche mehr als 600 Menschen getötet.
Derzeit sind 1.600 französische Soldaten in Zentralafrika im Einsatz, die zusammen mit Truppen der Afrikanischen Union die Gewalt beenden sollen. Belgien leistet logistische Unterstützung.
dpa/dr/rkr/sh - Bild: Habibou Kouyate (afp)