In der umkämpften Zentralafrikanischen Republik wächst nach UN-Angaben das Leid der Bevölkerung. Allein in der Hauptstadt Bangui seien 160.000 Menschen auf der Flucht, sagte ein Sprecher des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) am Freitag in Genf.
Der zuständige Regionaldirektor des Kinderhilfswerks Unicef, Manuel Fontaine, erklärte: "In der vergangenen Woche sind viele Menschen geflüchtet, um ihr Leben zu retten, darunter vor allem Frauen und Kinder. Sie haben nichts mehr außer den Kleidern, die sie tragen."
Am Freitag reiste der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian in das Krisenland im Herzen des afrikanischen Kontinents. Dort wollte er unter anderem ein Militärcamp in der Nähe des Flughafens sowie die Stadt Bossangoa im Nordwesten besuchen, wo muslimische Kämpfer des Rebellenbündnisses Seleka wiederholt mit christlichen Bürgerwehren zusammengestoßen waren. Am Nachmittag war ein Treffen mit der Übergangsregierung geplant.
Frankreich hatte in der vergangenen Woche 1600 Soldaten in die Ex-Kolonie entsandt, die die Truppen der Afrikanischen Union unterstützen und die Rebellen entwaffnen sollen. Augenzeugen berichteten, dass ein christlicher Taxifahrer am Freitagmorgen in Bangui von Seleka-Kämpfern ermordet worden sei.
38.000 Menschen auf dem Flughafen
Derweil verschlechtert sich die humanitäre Lage immer mehr. 38.000 Menschen campierten unter völlig unzureichenden sanitären Bedingungen und ohne Schutz vor Regen und Sonne am Flughafen der Hauptstadt. "Sie leben jetzt unter den Flügeln der Maschinen. Viele waren Zeugen furchtbarer Gewalt", erklärte Fontaine. Tausende andere suchten Schutz in einer Kirche, die nur eine minimale Wasserversorgung habe.
Viele weitere Menschen flüchteten in die Nachbarstaaten wie etwa in die Demokratische Republik Kongo. Nach UNHCR-Angaben wurden bei den Kämpfen in der vergangenen Woche 600 Tote gezählt, davon allein 450 in der Hauptstadt. Ein Frachtflugzeug brachte am Freitag 77 Tonnen Hilfsgüter von Unicef ins Land, darunter Decken, Seife, Medizin, Tabletten zur Wasserdesinfizierung und Geburtshilfe-Kits für über 37.500 Menschen.
Seit einem Putsch im März kommt es immer wieder zu schwerer Gewalt zwischen christlichen Anhängern des gestürzten Präsidenten François Bozizé und den muslimischen Seleka-Kämpfern, die nun unter ihrem Anführer und Übergangspräsidenten Michel Djotodia das Land regieren. Beobachter sprechen von einem drohenden religionsbedingten Völkermord.
dpa - Bild: Fred Dufour (afp)