Die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko hat die proeuropäische Opposition vor Kompromissen mit der Führung der Ex-Sowjetrepublik gewarnt.
"Gebt nicht auf, und setzt Euch nicht mit denen an einen Tisch", forderte die 53-Jährige am Sonntag in einer Erklärung, die ihre Tochter Jewgenija Timoschenko vor Hunderttausenden Demonstranten in der Hauptstadt Kiew verlas.
Ein Dialog mit der prorussischen Führung sei nur möglich, wenn Präsident Viktor Janukowitsch Neuwahlen zustimme. "Janukowitsch hat seine Legitimität in dem Moment verloren, in dem er das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterschrieb", betonte Julia Timoschenko, die eine umstrittene siebenjährige Haftstrafe absitzt.
Auch Boxweltmeister und Oppositionspolitiker Vitali Klitschko forderte bei der Großkundgebung in Kiew vorgezogene Parlaments- und Präsidentenwahlen. "Ich bin überzeugt, dass wir die Regierung mit friedlichen Mitteln stürzen können", sagte der Chef der Partei Udar (Schlag) auf dem Unabhängigkeitsplatz Maidan. Klitschko hatte zuletzt seine Absicht für eine Präsidentschaftskandidatur erklärt.
Bei erneuten Massenprotesten in Kiew haben Hunderttausende Anhänger der proeuropäischen Opposition am Sonntag mit Nachdruck einen Machtwechsel gefordert. Bei eisigen Temperaturen auf dem Maidan, der 2004 das Zentrum der prowestlichen Orangenen Revolution war, schwenkten die Demonstranten auch EU-Fahnen und sangen die Hymne der Ex-Sowjetrepublik. Die Opposition gab die Zahl der Teilnehmer mit mindestens 500.000 an. Beobachter sprachen von etwa 300.000 Menschen.
Die Opposition protestiert bereits seit 17 Tagen gegen die prorussische Regierung von Präsident Viktor Janukowitsch. Janukowitsch hatte ein Abkommen über eine engere Zusammenarbeit mit der EU gestoppt und zuletzt mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin über billigere Gaslieferungen verhandelt.
dpa/mh - Bild: Sergei Supinsky (afp)