Vor dem sich abzeichnenden Ende des Nato-Kampfeinsatzes in Afghanistan verschlechtern sich nach Einschätzung des UN-Flüchtlingskommissariats UNHCR die humanitäre und die Sicherheitslage in weiten Teilen des Landes. Man gehe daher "weiterhin von einem hohen Schutzbedarf für Asylsuchende aus Afghanistan aus", teilte die Organisation mit. Bei zwei Anschlägen im Süden und Osten Afghanistans wurden am Dienstag mehrere Menschen getötet.
Ein Selbstmordattentäter riss in der südlichen Provinz Helmand mindestens zwei Zivilisten mit in den Tod, wie die Provinzregierung mitteilte. Elf Menschen seien verletzt worden, als sich der Angreifer auf einem belebten Markt in die Luft sprengte. In der östlichen Provinz Nangarhar kam nach Angaben der Behörden ein Offizier der Polizei bei einem Bombenanschlag ums Leben, vier seiner Leibwächter wurden verletzt. In der ostafghanischen Provinz Kunar wurde ein Taliban-Kommandeur bei einem Nato-Drohnenangriff getötet.
Das UN-Flüchtlingskommissariat teilte mit, regierungsfeindliche Kräfte gewönnen in Afghanistan immer mehr Kontrolle. Die organisierte Kriminalität nehme zu. "Bedrohungen, Einschüchterungen, Erpressungen und die Eintreibung illegaler Steuern gehören zum Alltag in vielen Teilen des Landes." Kriegsherren und korrupte Beamte könnten zunehmend auch in Gebieten straffrei agieren, die von der Regierung kontrolliert würden.
"Das hohe Ausmaß an Gewalt und Unsicherheit hat Auswirkungen auf die humanitäre Lage im Land", so UNHCR. "Ernährungsunsicherheit, Armut und Vernichtung von Lebensgrundlagen sind die unweigerliche Folge. Der Zugang zu Bildung und grundlegender Gesundheitsversorgung sowie die Teilhabe am öffentlichen Leben - insbesondere für Frauen - werden systematisch beschränkt."
Der Nato-Kampfeinsatz läuft Ende kommenden Jahres aus. Die geplante Folgemission steht infrage, weil sich Präsident Hamid Karsai derzeit weigert, ein Sicherheitsabkommen mit den USA zu unterzeichnen. Das Abkommen soll die Grundlage für den internationalen Militäreinsatz ab 2015 sein. Ohne den Vertrag droht auch ein Ende der Unterstützung für die afghanischen Sicherheitskräfte und der zivilen Wiederaufbauhilfe.
dpa