Der britische Premierminister David Cameron hat sich in Peking für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und China eingesetzt. Am Montag traf er den chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang. "Ich werde mich mit meinem ganzen politischen Gewicht für diesen Deal einsetzen", sagte Cameron vor dem Gespräch. Ein Abkommen könne jährlich 1,8 Milliarden Pfund (rund 2,2 Milliarden Euro) alleine zur britischen Wirtschaft beisteuern, teilte Camerons Büro mit.
Der britische Vorstoß für ein EU-Freihandelsabkommen mit China steht im Kontrast zu den Ankündigungen von EU-Handelskommissar Karel De Gucht. Beim EU-China-Gipfel vor knapp zwei Wochen in Peking hatte er betont, Peking und die EU müssten sich zunächst über ein Investitionsabkommen einigen. "Erst danach sollten wir über ein Freihandelsabkommen reden", hatte er in Peking gesagt.
China und die EU stehen noch am Anfang von Verhandlungen über das Investitionsabkommen. Eine Einigung über einen umfassenderen Marktzugang für europäische Firmen in China und bessere Investitionsbedingungen werde es sicherlich noch nicht zum nächsten EU-China-Gipfel im kommenden Jahr geben, hatte De Gucht angekündigt.
Bei europäischen Partnern für Regelung eingesetzt
Camerons Büro betonte hingegen in einer Mitteilung, der Premier sei der erste, der sich in dieser Form für ein Freihandelsabkommen mit China stark mache. Großbritannien habe sich bereits bei anderen europäischen Partnern für die Regelung eingesetzt. Die Aufhebung der Zölle in vielen Sektoren könne der Wirtschaft wichtige Wachstumsimpulse geben.
Einige EU-Staaten hatten sich in den vergangenen Monaten jedoch zurückhaltend zu einem Freihandelsabkommen mit China geäußert. Sie hatten Sorge, dass nach einer Vereinbarung chinesische Firmen Europa mit Billigprodukten überschwemmen könnten. Die EU ist Chinas größter Handelspartner, und China ist der zweitgrößte Handelspartner der EU nach den USA.
Der britische Premierminister schrieb in einem Artikel für das chinesische Wirtschaftsmagazin "Caixin": "Großbritannien ist in einer einzigartigen Position, um sich für einen stärkeren Handel und Investitionsbeziehungen mit China einzusetzen."
Cameron wird auf seinem Besuch von einer Delegation von mehr als 100 hochrangigen Wirtschaftsvertretern begleitet. Die Beziehungen zwischen London und Peking gelten als belastet, nachdem Cameron vor eineinhalb Jahren in der Londoner St. Paul's Kathedrale den Dalai Lama getroffen hatte.
dpa - Bild: Ed Jones (afp)