Nach dem Dacheinsturz in einem Supermarkt in Riga mit mindestens 54 Toten haben die Rettungskräfte ihre Suche nach Opfern in den Trümmern nahezu abgeschlossen. Am Sonntagabend beendeten die Helfer die Durchsuchung einer 80 Quadratmeter großen Fläche, in der noch Menschen unter den Trümmern vermutet wurden.
Dabei seien keine Opfer mehr gefunden worden, sagte die Staatssekretärin des Innenministeriums im Fernsehen. Die Helfer durchkämmten noch eine kleinere Fläche in der Mitte des eingestürzten Supermarkts. Die Wahrscheinlichkeit, dort noch jemanden zu finden, liege bei «unter 0,1 Prozent», sagte sie.
Unglücksursache noch nicht geklärt
Die Polizei hat mit der Untersuchung der bisher unbekannten Ursache des Einsturzes am Donnerstagabend begonnen. Die Ermittler hätten Beweise am Unglücksort gesammelt, 105 Personen befragt und alle Unterlagen zur Planung und zum Bau des Gebäudes konfisziert, sagte Innenminister Rihards Kozlovskis am Sonntag im Fernsehen.
Die Behörden veröffentlichten am Wochenende eine Namensliste der Opfer. Noch immer wurden 19 Verletzte in Krankenhäusern behandelt. Unterdessen versammelten sich am Unglücksort erneut Angehörige und Menschen, die mit Blumen oder Kerzen ihre Trauer ausdrückten und sich Trost spendeten. «Solange es noch einen Funken Hoffnung gibt, hoffe ich und werde auch den Menschen weiter helfen», sagte der 16-jährige Helfer Vladislavs Grineviks.
Auch viele Kinder betroffen
«Jeder in meiner Familie fühlt den Schmerz, die Trauer und die Wut, mit der nun jede Familie kämpft, die Opfer zu beklagen hat», sagte Marcis Liors Skadmanis dem Nachrichtenportal Delfi. Bei dem Unglück starben sein Vater und seine Schwester. Sozialarbeiter sagten, von dem Unglück seien auch 32 Kinder und Jugendliche betroffen, deren Eltern getötet oder verletzt wurden. Alle Kinder würden von Angehörigen oder Freunden betreut und sollten auch psychologisch und mit materieller Hilfe versorgt werden, berichtete die lettische Nachrichtenagentur LETA unter Berufung auf die Sozialbehörde.
«Das Unglück ist auch für uns ein Großeinsatz», sagte Marija Abeltina, die Leiterin des psychologischen Krisenzentrums. Viele Angehörige suchten in ihrer Trauer Hilfe und wenden sich an die Psychologen an der Unglücksstelle. Andere fragen, wie sie betroffenen Freuden und Bekannten helfen können oder die Katastrophe am besten ihren Kindern erklären sollen, erklärte sie.
In Lettland soll bis einschließlich Montag eine dreitägige Staatstrauer herrschen. An allen öffentlichen Gebäuden wurde die Nationalflagge mit Trauerflor auf halbmast gesetzt. Eishockeyspiele, Konzerte und Theatervorstellungen wurden abgesagt. In lettischen Botschaften im Ausland liegen Kondolenzbücher aus.
dpa/sh - BIld: Ilmars Znotins (afp)