In Lettland hat eine dreitägige Staatstrauer um die Opfer des Dacheinsturzes in einem Einkaufszentrum in Riga begonnen. Nachdem bereits 52 Tote geborgen worden waren, dauerte die Suche nach möglichen weiteren Opfern unter den Trümmern in der Nacht zum Samstag an.
Noch immer sei eine Trümmerfläche von etwa 150 bis 200 Quadratmeter nicht durchsucht worden, berichtete die Nachrichtenagentur Leta unter Berufung auf die Polizei.
Der Einsturz des Gebäudes ist das schwerste Unglück seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991. Ein Polizeisprecher sagte, zwei der bisher geborgenen Toten seien noch nicht identifiziert.
Auch in der Nacht harrten Angehörige an der Absperrung um den Unglücksort aus. Menschen kamen, um Blumen und Kerzen niederzulegen, andere brachten heißen Tee für die Rettungskräfte, die seit Donnerstagabend im Einsatz sind. Unter den Toten sind auch drei Feuerwehrmänner. Wegen der weiterhin akuten Einsturzgefahr gestalteten sich die Rettungsarbeiten schwierig.
Wegen der Staatstrauer sind von Samstag bis einschließlich Montag viele Konzerte und Kulturveranstaltungen in Lettland abgesagt worden. Alle Spiele der nationalen Eishockeyliga fallen während der Staatstrauer in dem baltischen Land ebenso aus wie die Verleihung des Theaterpreises.
Ursache noch nicht klar
"Die wichtigste Frage ist nun die nach der Ursache des Dacheinsturzes", sagte Regierungschef Valdis Dombrovskis am Freitagabend im lettischen Fernsehen. Eine Naturkatastrophe oder einen Terrorakt schloss die Regierung aus. Es gebe Anzeichen dafür, dass gegen Bauvorschriften verstoßen worden sei, sagte Innenminister Rihards Kozlovskis im Fernsehen.
Augenzeugen berichteten im Fernsehen von einem Feuer-Alarm, der kurz vor dem Einsturz ausgelöst worden sei. Dies bestätigte der Supermarktbetreiber - das Warnsystem sei am Nachmittag rund zehnmal aktiviert gewesen. Trotz des Alarmsignals sei das Gebäude am Donnerstag aber nicht evakuiert worden, da es "keine offensichtlichen Anzeichen von Feuer" gegeben habe, sagte ein Sprecher.
dpa/sh - Bild: Ilmars Znotins (afp)