Nach den schweren Überschwemmungen mit 16 Toten auf Sardinien ist eine Debatte um Versäumnisse entbrannt. Die Staatsanwaltschaft leitete erste Verfahren wegen fahrlässiger Tötung ein.
Zugleich gehen die Aufräumarbeiten auf der italienischen Mittelmeerinsel weiter. Noch immer wurde am Donnerstag ein 61 Jahre alter Mann vermisst - die Hoffnung auf ein Lebenszeichen schwindet immer mehr.
In einer bewegenden Trauerfeier wurde in der Stadt Nuoro ein Polizist beigesetzt. Der Familienvater hatte mit seinen Kollegen einen Krankenwagen eskortiert, als ihn eine einstürzende Brücke in den Tod riss.
Für Freitag soll der Nachrichtenagentur Ansa zufolge in ganz Italien eine nationale Trauer gelten. Der Ministerrat beriet in Rom zudem über weitere Hilfen. Er begann seine Sitzung mit einer Schweigeminute.
Mängel am Warnsystem
Während die Helfer weiter unter Hochdruck an dem Wiederaufbau von zerstörten Straßen arbeiteten und Schlamm aus Häusern pumpten, wurde heftig über Mängel am Warnsystem diskutiert. Offenbar gingen die Warnungen am Sonntagnachmittag teils per Fax in geschlossenen Rathäusern ein. Der Chef des Katastrophenschutzes, Franco Gabrielli, sagte, alle Warnungen nützten nichts, wenn es in den Regionen keine entsprechende Umsetzung gebe. Schon jetzt ist klar, dass das System auf den Prüfstand kommt.
Die Höhe der Schäden ist auch Tage nach der Katastrophe noch nicht klar. Allein für die Wiederherstellung der Verkehrswege wurden dreistellige Millionenbeträge genannt. Der Landwirtschaftsverband bezifferte die Schäden für die Bauern auf Dutzende Millionen Euro. Hunderte Schafe, Schweine sowie Geflügel sei in den Fluten verendet, Felder überschwemmt und Olivenhaine zerstört.
Laut Katastrophenschutz waren noch rund 750 Menschen ohne Obdach und mussten in Notunterkünften oder bei Freuden und Verwandten unterkommen. Jedoch konnten viele inzwischen in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Stromversorgung war nach Berichten des Fernsehsenders Rai News am Donnerstag weitgehend wiederhergestellt, aber mancherorts gab es Probleme mit dem Trinkwasser.
dpa/sd - Bild: Francesco Nonnoi (afp)