Die Dauer-Kritik an WM-Gastgeber Katar nimmt durch eine alarmierende Amnesty-Studie neue Fahrt auf und setzt die FIFA schon wieder unter großen Druck. In der am Sonntag vorgestellten Untersuchung prangert die Organisation massive Verletzungen der Menschenrechte auf Baustellen des Ausrichterlandes der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an.
Kein Gehalt, keine Perspektive und katastrophale Wohn- und Arbeitsbedingungen - die Fakten, die Amnesty präsentiert, sind schockierend. In Massenunterkünfte ohne Strom seien die Migranten demnach oftmals gezwungen, nach einem kräftezehrenden Arbeitstag in brutaler Hitze ihr Abendessen im Dunkeln einzunehmen. Die Hygienebedingungen für die meist aus armen Ländern Südostasiens stammenden Arbeiter sind angeblich zum Teil indiskutabel.
Insgesamt hat Amnesty International ein «alarmierendes Ausmaß an Ausbeutung bis hin zu Zwangsarbeit» festgestellt. Die Rechte von Arbeitsmigranten würden in dem Golfstaat «systematisch» verletzt. Die Organisation forderte die Regierung in Katar ebenso wie den Fußball-Weltverband FIFA auf, «weitere Menschenrechtsverletzungen zu verhindern und zu zeigen, dass sie es mit den Menschenrechten ernst meinen».
Zuvor hatten bereits andere Organisationen und Medien über Missstände auf WM-Baustellen berichtet. Die Debatte war Ende September durch einen Bericht der britischen Tageszeitung «Guardian» ausgelöst worden. Demnach seien 44 nepalesische Gastarbeiter in nur zwei Monaten wegen Herzinfarkts oder Arbeitsunfällen in Katar gestorben.
Die WM in Katar ist seit der Vergabe durch den Weltverband FIFA im Dezember 2010 umstritten. Neben den Menschenrechtsverletzungen ist bei der Entscheidung zugunsten Katars immer wieder die Rede von möglicher Korruption. Zudem soll das Turnier wegen der großen Hitze vom Sommer in den Winter verlegt werden. Der neue Termin ist jedoch weiter unklar.
dpa/sh