Drei Tage nach dem verheerenden Taifun "Haiyan" wächst die Verzweiflung unter den Überlebenden. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als eine halbe Million Menschen obdachlos geworden. Viele von ihnen konnten noch immer nicht mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten versorgt werden.
Tausende Tonnen Hilfsgüter sind unterwegs, aber die Verteilung ist schwierig, weil in den Straßen meterhoch Schutt liegt. Die ersten Flüge brachten Mediziner, die am Flughafen notdürftig eine Krankenstation einrichteten.
Auch Belgien hilft: Vom Militärflughafen Melsbroek aus ist in der Nacht ein Rettungsteam der Einheit B-Fast in die Region geflogen. Die Helfer haben unter anderem ein Feldlazarett und eine Wasseraufbereitungsanlage dabei. Hilfsorganisationen wie Oxfam und Ärzte ohne Grenzen haben vor Ort bereits erste Hilfsmaßnahmen eingeleitet.
Spendenkonto 000-0000053-53
In Brüssel ist das Krisenzentrum für Angehörige der Taifun-Opfer wieder geöffnet. Es richtet sich an alle, die in Sorge sind um Familienmitglieder vor Ort. Das Belgische Rote Kreuz hat 100.000 Euro Soforthilfe bereit gestellt.
Auch ein Spendenkonto wurde eingerichtet: 000-0000053-53
Millionen Menschen sind betroffen, Hunderttausende brauchen Hilfe. Wie viele umgekommen sind, war weiter unklar. Mehr als 10.000, schätzte ein Polizeichef, aber die Regierung wollte sich auf solche Spekulationen nicht einlassen. "Wir wollen niemand alarmieren, der nach Verwandten sucht", sagte Präsiden Benigno Aquino. "Unsere Priorität sind die Lebenden." Anwohner sprachen von unvorstellbarem Verwesungsgeruch in den Straßen. Die Lokalbehörden bereiteten Massengräber vor.
Reporter des Senders ANC erreichten inzwischen mit Mopeds erstmals den Ort Guiuan weiter östlich, wo der Taifun am Freitagmorgen über die Küste hereinbrach. Dort lebten vorher 50.000 Menschen. Die Reporter zeigen Bilder unglaublicher Verwüstung: Der Rest eines Kirchturms ragt in die Luft. Tonnenschwere Gesteinsbrocken sind meterweit verstreut. Viele Häuser und Hütten sind zerstört. Noch kein Helfer hat den Ort erreicht. Panik scheint es nicht zu geben - vielmehr laufen die Menschen wie betäubt durch die Straßen. Einige suchen in den Trümmern, die kilometerlang die Küste bedecken, nach Brauchbarem.
Taifun "Haiyan" verursachte meterhohe Sturmfluten. Die Wassermassen spülten Frachtschiffe hunderte Meter weit ins Land und rissen alles fort, was im Weg stand. Die Bilder erinnern an die Verwüstung nach dem Tsunami 2004 in Indonesien.
Plünderungen in Tacloban
Nachdem schon am Sonntag in Tacloban mit einst 220.000 Einwohnern Chaos ausbrach, schickte die Polizei Verstärkung. In der schwer zerstörten Stadt wurde eine Ausgangssperre verhängt, um Plünderungen zu unterbinden. Im Hafen von Tacloban kam nach Angaben des Roten Kreuzes am Sonntagabend ein Versorgungsschiff mit 140 Tonnen Hilfsgütern an.
Am Montag traf der Taifun in Vietnam auf die Küste. Er hatte sich allerdings deutlich abgeschwächt. Dennoch wurden in der Provinz nördlich von Hanoi Bäume entwurzelt, teilte die Wetterbehörde mit. Auch die bei Touristen populäre Ha Long-Bucht war betroffen, aber es kam niemand zu Schaden, wie die Tourismusbehörde versicherte.
In der südchinesischen Provinz Hainan starben mindestens drei Menschen, als heftiger Sturm und sintflutartige Regenfälle am Montag auf die östlich von Nordvietnam gelegene Inselprovinz niedergingen, wie das Büro für Zivile Angelegenheiten der Region mitteilte.
dpa/belga/vrt/jp - Bild: Noel Celis (afp)