Saudi-Arabien könnte sich mit der Hilfe Pakistans umgehend nuklear bewaffnen, sollte der Iran Atomwaffen herstellen. Dies geht aus Recherchen und Analysen hervor, die in der BBC-Sendung "Newsnight" präsentiert wurden. Die Autoren berufen sich auf einen namentlich nicht genannten "hohen Entscheidungsträger der Nato", der Geheimdienstberichte gesehen haben will, wonach "in Pakistan produzierte Atomwaffen bereitliegen für den Abtransport nach Saudi-Arabien". Das arabische Königreich rivalisiert mit dem Iran um die Vormachtstellung in der Region.
Die Sendung zitierte außerdem den ehemaligen israelischen Militärgeheimdienstchef Amos Jadlin, der auf einer Konferenz in Schweden sagte: "Die Saudis würden nicht einen Monat lang warten. Sie haben bereits für die Bombe bezahlt, und sie werden nach Pakistan gehen und sich holen, was sie brauchen."
Tatsächlich gilt Saudi-Arabien als großzügiger Unterstützer der pakistanischen Nuklearwaffen-Forschung. Offiziell beteuert Riad, keine Atomwaffen anzustreben und sich für einen atomwaffenfreien Nahen Osten einzusetzen. Zugleich warnt es aber immer wieder mehr oder weniger verhohlen, dass es eine atomare Bewaffnung des Irans nicht untätig hinnehmen werde.
Die saudische Botschaft in London kritisierte nach dem "Newsnight"-Bericht den aus der Sicht Riads zu nachgiebigen Umgang des Westens mit den iranischen Nuklearambitionen. Dies sei auch der Grund dafür gewesen, dass Saudi-Arabien den angebotenen Sitz im UN-Sicherheitsrat nicht angenommen hat. Das Verhalten des Westens habe "die Region der Bedrohung einer Zeitbombe ausgesetzt, die nicht einfach durch Herummanövrieren entschärft werden kann", hieß es in der Erklärung der Botschaft.
Zeitpunkt nicht zufällig ...
Andere Beobachter nehmen das saudische Muskelspiel eher gelassen auf. Die entsprechenden "Warnungen" kämen nicht zufällig zu einem Zeitpunkt, wo sich bei den Atomverhandlungen mit dem Iran erstmals seit Jahren wieder Bewegung abzeichnet.
Der US-Abrüstungsexperte David Albright, der vom britischen "Guardian" zitiert wird, hält es für unwahrscheinlich, dass Pakistan ohne weitere Umstände Atomwaffen nach Saudi-Arabien liefern kann. Beide Ländern würden damit massiv gegen den Vertrag über Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen verstoßen. Die USA würden ihre Militärhilfen an Riad einstellen. "Das wäre nur in einer sehr desperaten Situation vorstellbar, wenn der Iran Atomwaffen hätte und sich konfrontativ verhielte", meinte Albright.
dpa