Am höchsten britischen Strafgericht Old Bailey hat am Montag der Prozess um die Hauptakteure der Murdoch-Abhöraffäre begonnen. Dabei geht es um das Anzapfen von Handy-Mailboxen von Prominenten und Verbrechensopfern sowie um Bestechung von Polizisten.
Vor Gericht verantworten müssen sich unter anderem der frühere Regierungssprecher von Premierminister David Cameron, Andy Coulson, sowie Camerons einstige Vertraute und Chefin der Murdoch-Verlagsgesellschaft News International, Rebekah Brooks. Zudem sind sechs weitere Ex-Journalisten und Menschen aus dem Umfeld der beiden angeklagt.
Coulson und Brooks waren früher Chefredakteure der vor zwei Jahren im Zuge der Affäre eingestellten Boulevard-Sonntagszeitung "News of the World" aus dem Verlagsimperium von Rupert Murdoch. Brooks stieg später zur Verlagschefin auf, Coulson wurde Regierungssprecher. Sie sollen am Abhören der Handy-Mailboxen beteiligt gewesen sein. Außerdem sollen sie von der Bestechung von Polizeibeamten gewusst haben. Beide sollen zudem versucht haben, Beweise zu vernichten. Coulson und Brooks bestreiten jede Schuld.
Noch kein neues Presserecht
Die Affäre hatte weitreichende politische und gesellschaftliche Fragen in Großbritannien aufgeworfen. Premierminister David Cameron geriet wegen enger persönlicher Kontakte zu Coulson und Brooks ins Kreuzfeuer. Der inzwischen 82 Jahre alte Rupert Murdoch musste zwei Mal vor Ausschüssen aussagen. Seinem Firmenimperium News Corporation entgingen Millionen. Trotz einer monatelangen öffentlichen Untersuchung unter Vorsitz des ehemaligen Richters Brian Leveson konnten sich Politik und Medienbranche bisher nicht auf ein neues Presserecht einigen.
Zum Prozessauftakt am Montag wurde zunächst eine Liste mit möglichen Geschworenen erstellt. Am Dienstag sollen die tatsächlichen Jurymitglieder ausgewählt werden. Die eigentliche Beweisaufnahme wird erst in einigen Tagen beginnen.
dpa/mh - Bild: Andrew Cowie (afp)