Gut drei Monate vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi hat Russland nun Arbeitslose aus dem ganzen Land aufgefordert, bei den Vorbereitungen und beim Ablauf zu helfen. In dem Schwarzmeerkurort gebe es 7000 freie Stellen, teilte das Arbeitsministerium auf seiner Internetseite mit.
Medien wiesen am Samstag darauf hin, dass immer noch viel zu tun sei bis zur Eröffnung der Spiele am 7. Februar 2014. Zuletzt hatte auch Kremlchef Wladimir Putin Druck gemacht und betont, dass der Olympia-Beginn unaufschiebbar sei.
Kommende Woche will sich Thomas Bach als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ein Bild von der Lage in Sotschi machen. An diesem Mittwoch (30. Oktober) startet der 100-Tage-Countdown bis zur Eröffnung der Spiele.
Der Aufwand für die Olympischen Winterspiele gelten als beispiellos, weil fast die gesamte Infrastruktur neu errichtet wird. Die Spiele kosten rund 37,5 Milliarden Euro und sind die bisher teuersten der Geschichte. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Bauskandale. Die russische Führung hat stets versichert, dass alles rechtzeitig fertig werde.
Behörden werben um Arbeitskräfte
"Bürger jeder Region unseres Landes können sich direkt an dem nationalen Projekt Nummer eins beteiligen", wirbt die Direktorin für Bevölkerungsbeschäftigung des Arbeitsministeriums, Swetlana Netschajewa. Die Regionen seien aufgefordert, Arbeitslose über die Jobs zu informieren. Direkt angesprochen in dem Appell sind zudem Beschäftigte, die zum Beispiel Urlaub nehmen könnten, um in Sotschi in ihrer Freizeit zu arbeiten.
Gesucht würden unter anderem Arbeiter, Wachleute, Elektriker, Klempner, Landschaftsdesigner, Fahrer und Personal in der Gastronomie. Als Anreize versprechen die offiziellen Stellen Sozialleistungen und Fortbildungsmöglichkeiten. Besonders groß sei der Bedarf im Dienstleistungssektor, um den Betrieb in den olympischen Anlagen sicherzustellen.
Bürgerinitiativen veröffentlichen im Internet unterdessen immer neue Videos, Fotos und Einträge zu den bisweilen chaotischen Zuständen auf den Baustellen. Umweltschützer beklagen giftige und gefährliche Müllhalden sowie eine Zerstörung der Landschaft. Menschenrechtler hatten wiederholt vor allem die Ausbeutung von Arbeitern aus zentralasiatischen Staaten beklagt. Zuletzt hatte sich aus Protest gegen fehlende Lohnzahlungen ein russischer Arbeiter den Mund zugenäht, um auf die schwierige Lage der Tagelöhner auf den Baustellen hinzuweisen.
Nach Behördenangaben ist in Sotschi derzeit eine "Armee von 100.000 Arbeitern" im Einsatz. Dabei handelt es sich vor allem um ausländische Arbeiter, die noch vor Beginn der Spiele wieder in ihre Länder zurückgeschickt werden sollen. Polizei, freiwillige Helfer und Ausländerbehörden sorgten dafür, dass niemand in Sotschi bleibe, sagte Gouverneur Alexander Tkatschjow. Medien kritisieren, dass eine ungehinderte Berichterstattung aus Sotschi kaum möglich sei.
dpa - Bild: Mikhail Mordasov (afp)