Extremisten haben vor einer Kirche in Ägypten wahllos in eine Hochzeitsgesellschaft hineingefeuert. Vier Menschen starben, unter ihnen ein achtjähriges Mädchen. Zwölf weitere Besucher der Hochzeit in der koptisch-orthodoxen Jungfrau-Maria-Kirche wurden nach Angaben von Krankenhausärzten verletzt, als am späten Sonntagabend ein Mann vom Rücksitz eines Motorrades aus willkürlich in die Menge schoss. Der Schütze und der Fahrer des Motorrades konnten entkommen. Die beiden Männer seien maskiert gewesen, sagten Augenzeugen später Reportern.
Der Chef der ägyptischen Übergangsregierung, Beblawi, hat den jüngsten Angriff auf koptische Christen als kriminellen Akt verurteilt. In Kairo erklärte er, die Polizei werde alles tun, um die Täter zu finden. Die Polizei leitete in dem Kairoer Vorort Al-Waraak eine Großfahndung ein und nahm fünf Menschen fest. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen handelt es sich um «einen langbärtigen Mann, der zu einer Gruppe terroristischer Elemente gehört» sowie um vier Angehörige der Muslimbruderschaft aus dem Viertel. Über einen konkreten Tatverdacht wurde jedoch nichts bekannt.
Kirchenbesucher kritisierten, dass schon seit Monaten keine Polizisten mehr zur Bewachung des Gotteshauses abgestellt worden waren. Koptische Aktivisten riefen für Dienstag zu einer Protestaktion gegen die Regierung auf. Diese habe beim Schutz der christlichen Minderheit versagt.
Die ägyptische Muslimbruderschaft distanzierte sich in einer Erklärung ihres Pressebüros in London von dem Angriff auf die Kirche. Die meisten führenden Mitglieder der Islamistenbewegung waren nach der Entmachtung von Präsident Mohammed Mursi durch das Militär Anfang Juli inhaftiert worden.
dradio/dpa/mh - Bild: AFP