Die Weltwirtschaft bleibt trotz ermutigender Signale im Krisenmodus. Der ungelöste US-Haushaltsstreit führte beim Jahrestreffen des Internationale Währungsfonds (IWF) und der Weltbank am Wochenende in Washington zur Furcht vor neuen globalen Turbulenzen.
Zu den Gefahren für die Weltkonjunktur gehören nach Ansicht der 188 versammelten Finanzminister und Notenbankchefs auch die Ungewissheit über die künftige Geldpolitik der amerikanischen Notenbank und die Probleme der aufstrebenden Volkswirtschaften.
"Die globale Erholung geht weiter. Das Wachstum bleibt aber verhalten und Abwärtsrisiken bestehen weiter, mit einigen neu auftauchenden Risiken", hieß es in der Abschlusserklärung des IWF-Lenkungsausschusses. Eine klare Warnung erging darin an die Adresse der Amerikaner: "Die Vereinigten Staaten müssen dringende Maßnahmen ergreifen, um die kurzfristigen finanziellen Unsicherheiten anzugehen."
Es wurde aber davon ausgegangen, dass der US-Kongress die Schuldengrenze des Landes rechtzeitig erhöht, um die sonst zum 17. Oktober drohende Zahlungsunfähigkeit und mögliche schwere Folgeschäden für die Weltwirtschaft zu vermeiden. "Es ist undenkbar, dass keine Einigung gefunden wird", sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi.
Weltbank-Präsident Kim: "katastrophale Auswirkungen"
US-Finanzminister Jack Lew räumte ein, sein Land setze durch den Streit seine Rolle als "Anker des internationalen Finanzsystems" aufs Spiel. "Die USA können dieses hart verdiente Renommee nicht als selbstverständlich betrachten", sagte er. Weltbank-Präsident Jim Yong Kim hob besonders die Bedrohung durch die für armen Länder hervor. Für sie könne eine globale Krise "katastrophale Auswirkungen" haben.
Für Debatten sorgte die in Aussicht gestellte Kehrtwende der US-Notenbank weg von ihrer Billiggeld-Politik. Der IWF bekräftigte seinen Ruf nach einem behutsamen Vorgehen. "Der letztliche Übergang zu einer Normalisierung der Geldpolitik sollte zeitlich gut abgepasst, vorsichtig justiert und klar kommuniziert werden", hieß es in dem Abschlusspapier. Sorge besteht vor allem vor Turbulenzen auf den Finanzmärkten der aufstrebenden Länder, die durch Zinserhöhungen in den USA mit dem Abfluss von Investitionskapital rechnen müssen.
Neue Herausforderungen sehen die IWF-Mitglieder für die Schwellen- und Entwicklungsländer, die laut einer Prognose des Fonds in diesem und dem kommenden Jahr insgesamt nur noch um 4,5 beziehungsweise 5,1 Prozent wachsen werden und damit deutlich langsamer als bisher.
Die Krise in der Eurozone stand erstmals seit Jahren nicht mehr im Vordergrund der Jahrestagung. Ein Risiko bleibe aber eine mögliche Reformmüdigkeit der Länder. Die IWF-Mitglieder forderten von der Eurozone weitere Fortschritte bei der Bankenunion.
dpa - Bild: Jim Watson (afp)