Nach dem neuen Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa hat die Regierung von Malta die Europäische Union zum Handeln aufgerufen. Malta fühle sich von der EU im Stich gelassen, sagte Ministerpräsident Joseph Muscat am Samstag in einem BBC-Interview. "Bisher hören wir von der EU nur leere Worte", sagte Muscat, dessen Land direkt von der Flüchtlingskrise betroffen ist.
Die Zahl der Opfer der neuen Flüchtlingstragödie im Mittelmeer stieg unterdessen auf 34. Die meisten Leichen seien nach Lampedusa, einige nach Malta gebracht worden, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA am Samstag unter Berufung auf italienische Behörden. Insgesamt hätten 206 Menschen gerettet werden können.
Das Flüchtlingsboot war am Freitag zwischen Malta und Lampedusa gekentert. Zu dem Unglück soll es gekommen sein, als Passagiere versucht hätten, eine maltesische Patrouille auf ihr Schiff aufmerksam zu machen.
Erst eine Woche zuvor hatte sich vor Lampedusa eine Schiffstragödie ereignet, nach der bislang 339 Leichen geborgen wurden. 155 Flüchtlinge hatten den Schiffbruch überlebt. Nach ihren Angaben sollen insgesamt 545 Menschen an Bord gewesen sein. Damit wäre das Schicksal von 51 Flüchtlingen noch ungeklärt.
Maltas Ministerpräsident Muscat kündigte an, sein Land werde in der EU auf eine Änderung der Einwanderungsbestimmungen drängen. "Ich weiß nicht, wie viele Menschen noch sterben müssen, bevor etwas geschieht. Wie die Dinge im Moment stehen, machen wir unser eigenes Mittelmeer zum Friedhof", sagte Muscat.
dpa - Bild: Matthew Mirabelli (afp)