Der wegen Korruption zu lebenslanger Haft verurteilte chinesische Politiker Bo Xilai (64) hat Berufung eingelegt. Der Widerspruch gegen das Urteil sei eingegangen und werde bewertet, teilte das zuständige Volksgericht im ostchinesischen Jinan am Mittwoch auf seiner Internetseite mit.
Rechtsexperten geben der Revision allerdings keine Chance und begründen dies mit mangelnder Unabhängigkeit chinesischer Gerichte. Die Affäre um den gestürzten Politstar hält China seit mehr als einem Jahr in Atem. Dass Bo Xilai in die nächste Instanz gehen würde, hatte das chinesische Staatsfernsehen CCTV bereits Ende September unter Berufung auf Familienangehörige berichtet.
Das Gericht machte keine Angaben, wann über die Berufung entschieden wird. Nach chinesischem Recht sollte eine Berufung innerhalb von zwei Monaten gehört werden. Allerdings kann dieser Zeitraum in besonderen Fällen auch ausgedehnt werden. Eine öffentliche Anhörung zu der Berufung ist laut "New York Times" sehr unwahrscheinlich. Das habe eine Person aus dem Umkreis der Familie Bo Xilais gesagt. Die Staatsführung wolle Bo nicht noch eine Möglichkeit für eine lautstarke Verteidigung geben.
Während der Verhandlung hatte Bo weitgehend die Vorwürfe wegen Korruption, Unterschlagung und Machtmissbrauch zurückgewiesen, wie aus vom Gericht veröffentlichten Protokollen hervorgeht. Zum Abschluss eines spektakulären Prozesses war das frühere Politbüromitglied vor rund zwei Wochen wegen Bestechlichkeit und Amtsmissbrauchs zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Volksgericht in Jinan verfügte auch die Beschlagnahmung seines gesamten Besitzes. Der Ex-Parteichef von Chongqing reagierte nach Angaben der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" wütend auf das Urteil und rief laut: "Ungerecht".
Bo war im vergangenen Jahr über Enthüllungen seines ehemaligen Parteichefs in der Millionenmetropole Chongqing gestürzt. Der Polizist hatte über Korruption, Machtmissbrauch und den Mord von Bos Frau an einem britischen Geschäftsmann ausgepackt. Bo hatte früher als aussichtsreicher Kandidat für höchste Parteiämter gegolten.
dpa - Bild: Jinan IPC (afp)