US-Spezialeinheiten ist ein Doppelschlag gegen den internationalen Terrorismus gelungen. In der libyschen Hauptstadt Tripolis fassten sie am Samstag den Top-Terroristen Abu Anas al-Libi, der wegen der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 international gesucht wurde. Praktisch zeitgleich griff die US-Elitetruppe Navy Seals die islamistische Al-Shabaab-Miliz in Somalia an, die zwei Wochen zuvor die blutige Geiselnahme in Nairobi verübt hatte.
US-Außenminister John Kerry sagte im Vorfeld des Apec-Gipfels in Nusa Dua auf Bali, der Doppelschlag mache deutlich, dass die USA nie in ihrem Bemühen nachlassen würden, die Urheber von Terrorakten zur Rechenschaft zu ziehen.
Laut «New York Times» und CNN wurde Al-Libi in der libyschen Hauptstadt Tripolis gefasst. Die libysche Regierung soll über den Einsatz unterrichtet gewesen sein. Der mutmaßliche Terroranführer war im Jahr 2000 von einem Gericht in New York wegen seiner Schlüsselrolle bei den blutigen Anschlägen angeklagt worden. Bei den zeitgleichen Anschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Daressalam (Tansania) im Jahr 1998 waren 230 Menschen getötet worden, Tausende wurden verletzt.
Schlüsselfigur
Die US-Bundespolizei FBI hatte eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro) auf Hinweise ausgesetzt, die zu Al-Libis Ergreifung führen. Ob der mutmaßliche Terroranführer bei der Festnahme verletzt wurde, war zunächst nicht bekannt. Er werde von US-Militärs an einem sicheren Ort außerhalb Libyens festgehalten, schrieb Pentagon-Sprecher Little beim Kurznachrichtendienst Twitter. Al-Libi gehörte zu den meistgesuchten Terroristen weltweit.
«Das war ein großer Coup», sagte ein CNN-Terrorexperte, «Al-Libi ist eine Schlüsselfigur der Al-Kaida.» US-Experten erhoffen sich von ihm Insiderinformationen über das Terrornetzwerk.
Angriff auf Haus von Al-Schabaab-Anführer
Im Süden Somalias griffen Soldaten der Elitetruppe Navy Seals in der Nacht zum Samstag das Haus eines Anführers der islamistischen Al-Shabaab an. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, George Little, bestätigte einen Einsatz mit US-Beteiligung. Augenzeugen in der somalischen Hafenstadt Barawe berichteten, die Soldaten seien mit Booten gekommen und hätten ein Al-Shabaab-Versteck gestürmt.
Noch vor Morgengrauen seien die Spezialkräfte vom Indischen Ozean aus angerückt und hätten das Feuer auf ein Haus eröffnet, hieß es bei der «New York Times». Der Angriff sei vor mehr als einer Woche geplant worden - als Reaktion auf den Anschlag der Al-Shabaab in Nairobi. Maskierte Terroristen hatten dort im Einkaufszentrum Westgate um sich geschossen und Geiseln genommen. Erst nach mehreren Tagen endete die Geiselnahme mit mindestens 72 Toten.
Wie ein US-Regierungsvertreter der «Washington Post» sagte, wurden bei dem Einsatz in Barawe vermutlich fünf Al-Shabaab-Kämpfer getötet, darunter ein hochrangiges Mitglied der Miliz. Doch vor einer Überprüfung habe die Spezialtruppe sich zurückziehen müssen, sagte ein US-Regierungsvertreter der «New York Times». US-Militärs wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums nicht verletzt. Die Navy Seals sind die Elite-Einheit, die im Mai 2011 auch Terrorchef Osama bin Laden in Pakistan tötete.
Somalia leidet seit mehr als zwei Jahrzehnten unter einem Bürgerkrieg vor allem zwischen der - von afrikanischen Truppen unterstützten - Zentralregierung und der Al-Shabaab.
mdr/mh - Bild: FBI/AFP