. Außenminister Reynders fordert eine gemeinsame Linie.
Die EU-Kommission mahnt zu einem Umdenken in der Asylpolitik. Angesichts der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa müssten die Europäer nicht nur ihre Herzen und Geldbeutel, sondern auch die Grenzen offen halten, sagte die Kommissarin für humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva.
Indes diskutiert Italien über die Einwanderungsgesetze und den Umgang mit Migranten. Staatspräsident Giorgio Napolitano verlangte neue Gesetze zum Umgang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern. Andere Politiker machten sich für eine Überarbeitung des restriktiven Gesetzes zu illegaler Einwanderung aus dem Jahr 2002 stark.
Regierungschef Enrico Letta forderte mehr Unterstützung aus der EU. "Italien muss es schaffen, in Europa Gehör und Verbündete zu finden", sagte er laut Nachrichtenagentur Ansa.
Außenminister Reynders fordert gemeinsame Linie
Außenminister Reynders (MR) fordert eine neue, gemeinsame europäische Linie in der Flüchtlingspolitik. "Die Ereignisse von Lampedusa unterstreichen, dass es es eine globale europäische Einwanderungspolitik braucht. Die Kontrolle der EU-Außengrenzen sind dabei nur ein Aspekt", heißt es in einer Pressemitteilung.
Europa müsse Dramen wie in Lampedusa verhindern und gleichzeitig kriminelle Schleusernetze intensiver bekämpfen, fordert Reynders. Außerdem müsse Europa die Lage der Menschen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge verbessern.
Bergungsarbeiten gehen weiter
Die Rettungskräfte vor Lampedusa hoffen derweil, ihre Arbeiten am Samstag fortsetzen zu können. Ihr Einsatz hatte am Freitag wegen heftigen Winds und hoher Wellen unterbrochen werden müssen. Nach dem Schiffsunglück werden noch rund 200 Menschen vermisst, für die kaum Hoffnung besteht.
111 Tote wurden bislang geborgen, 155 Menschen überlebten. Taucher berichteten von Dutzenden weiteren Toten am Meeresgrund. An Bord des Schiffes sollen etwa 450 bis 500 afrikanische Flüchtlinge gewesen sein.
Seit Jahresbeginn trafen in Italien nach Angaben des Innenministeriums rund 30.000 Bootsflüchtlinge ein. Schätzungen zufolge starben in den vergangenen 20 Jahren beim Versuch, auf den oft überfüllten und seeuntauglichen Booten nach Europa zu gelangen, 17.000 bis 20.000 Menschen.
dpa/ntv/okr/jp - Bild: Alberto Pizzoli (afp)