Auf mindestens 93 ist die Zahl der Opfer des Schiffbruchs eines Flüchtlingsbootes nahe der italienischen Insel Lampedusa gestiegen. Unter den Ertrunkenen seien vier Kinder und mehrere Frauen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Die Opferzahl könnte weiter steigen, weil Hunderte Menschen noch vermisst wurden.
Das Boot mit etwa 500 Menschen an Bord hatte im Mittelmeer vor der Nachbarinsel Isola dei Conigli Feuer gefangen und war gekentert. Rund 150 Menschen konnten von der Küstenwache in Sicherheit gebracht werden; andere versuchten, sich selbst über Wasser zu halten.
"Es ist ein Horror", sagte Bürgermeisterin Giusi Nicolini nach dem zweiten Flüchtlingsdrama innerhalb weniger Tage. "Sie hören nicht auf, weitere Leichen zu bringen." Die Migranten sollen Medienberichten zufolge aus Eritrea und Somalia stammen. Sie waren etwa zwölf Stunden vor dem Unglück an der libyschen Küste aufgebrochen. Möglicherweise hatten sie selbst Feuer an Bord gemacht, um auf sich aufmerksam zu machen.
Tod der Migranten "ungeheure Katastrophe"
Innenminister Angelino Alfano sollte nach einem Treffen mit Regierungschef Enrico Letta nach Lampedusa reisen. Letta bezeichnete den Tod der Migranten als "ungeheure Katastrophe". Die Minister von Alfanos Partei Volk der Freiheit (PdL) sagten eine geplante Pressekonferenz ab. "Beten wir für die Opfer des tragischen Schiffbruchs vor Lampedusa", schrieb Papst Franziskus auf Twitter.
Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Ermittlungsverfahren, einer der mutmaßlichen Schleuser wurde Medienberichten zufolge bereits festgenommen. "Eine enorme Tragödie, für die es keine Worte gibt", sagte Vize-Innenminister Filippo Bubbico.
Kurz zuvor war ein Boot mit 463 Migranten vor Lampedusa angekommen. Bei gutem Wetter versuchen immer wieder Flüchtlinge die europäischen Küsten zu erreichen. Oft endet die Überfahrt auf den kaum seetüchtigen Booten für einige von ihnen tödlich. Erst am Montag waren 13 Menschen vor der italienischen Küste ertrunken. Ihr Boot war vor Sizilien gestrandet, daraufhin versuchten die Menschen an Bord, an Land zu schwimmen.
Seit der Zunahme der Gewalt in Syrien und Ägypten nutzt eine Vielzahl an Flüchtlingen das gute Wetter, um auf oft kaum seetauglichen Booten die gefährliche Überfahrt nach Lampedusa und Sizilien zu versuchen.
dpa/est - Bild: ho/afp