Zwischen den USA und dem Iran setzt möglicherweise Tauwetter ein. US-Präsident Barack Obama telefonierte am Freitag mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani. Es sei der erste direkte Kontakt auf dieser Ebene zwischen beiden Länder seit 1979 gewesen, sagte Obama vor Journalisten in Washington. Sie hätten über die Bemühungen gesprochen, eine Vereinbarung über das Teheraner Atomprogramm zu erreichen.
Obama sagte, er habe in dem Gespräch seine kürzlichen Äußerungen in New York bekräftigt, denen zufolge er glaube, "dass wir eine umfassende Lösung erzielen können". Dabei seien sich beide Seiten der Herausforderungen bewusst, die vor ihnen lägen. "Die Tatsache an sich, dass dies die erste Kommunikation zwischen einem amerikanischen und einem iranischen Präsidenten seit 1979 war, unterstreicht das tiefe Misstrauen zwischen unseren Ländern. Aber es weist auch auf die Aussicht hin, uns über diese schwierige Geschichte hinwegzubewegen."
Schnell auf eine Vereinbarung hinarbeiten
Ruhani und er hätten ihre Teams angewiesen, weiterhin gemeinsam mit internationalen Partnern schnell auf eine Vereinbarung hinzuarbeiten. "Und während dieses gesamten Prozesses werden wir in engem Kontakt mit unseren Freunden und Verbündeten in der Region, einschließlich Israel, bleiben."
"Ich glaube, dass es eine Grundlage für eine Lösung gibt", sagte Obama weiter. Ruhani habe angedeutet, dass der Iran niemals Atomwaffen entwickeln werde. Er selbst, Obama, habe klar gemacht, dass die USA das Recht des iranischen Volkes auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie respektierten.
"Der Test werden somit bedeutende, transparente und überprüfbare Taten sein", sagte Obama. Diese Schritte könnten den Iran auch von den Lasten der umfassenden internationalen Sanktionen befreien. Eine Lösung der Atomfrage könnte auch ein größerer Schritt nach vorn in Richtung eines neuen Verhältnisses zwischen den USA und dem Iran sein, so der Präsident weiter.
Gespräch sei "herzlich" und "konstruktiv"
US-Sicherheitsberaterin Susan Rice sagte dem Sender CNN, das Gespräch sei "herzlich" und "konstruktiv" gewesen. Es habe einschließlich der Übersetzungen etwa 15 Minuten gedauert. Die Initiative für das Telefonat sei von iranischer Seite ausgegangen. Es habe stattgefunden, während Ruhani auf dem Weg zum New Yorker Flughafen war. Die israelische Regierung sei informiert gewesen, erklärte ein US-Regierungsbeamter.
Der Iran und die USA haben seit der Geiselnahme von mehr als 50 Amerikanern im Jahr 1979 keine diplomatischen Beziehungen mehr.
Unterdessen berichtet das "Wall Street Journal" vom Freitag, dass der Iran während der vergangenen Wochen Computer der US-Marine gehackt habe. Die Zeitung, die sich auf Angaben von US-Regierungsbeamten berief, sprach von einer "Eskalation iranischer Cybereingriffe", die das US-Militär im Visier hätten. Die Cyberattacken seien von Hackern gemacht worden, die direkt für die iranische Regierung arbeiteten, oder von einer Gruppe, die mit Zustimmung der iranischen Führung gehandelt habe, zitierte das "Wall Street Journal" die US-Beamten. Demnach war das gehackte Computer-Netzwerk aber nicht geheim. Die Beamten glaubten nicht, dass Informationen von bedeutendem Wert gestohlen worden seien.
Demonstrationen bei Rückkehr von Ruhani in den Iran
Irans neuer Präsident Hassan Ruhani spaltet mit seinem moderaten Kurs gegenüber dem Westen die Menschen im eigenen Land. Bei seiner Rückkehr von der UN-Vollversammlung in New York wurde der als gemäßigt geltende Politiker am Samstag auf dem Mehrabad-Flughafen von Teheran von Anhängern wie Gegnern begrüßt. Es kam zwischenzeitlich auch zu Tumulten zwischen beiden Gruppen, so dass die Polizei einschreiten musste.
Während Sympathisanten "Ruhani, wir danken dir" riefen, skandierten Gegner: "Nieder mit Amerika" und "keine Kompromisse mit den USA, sondern nur Kampf". Ein Mann versuchte, Ruhani mit einem Schuh zu treffen. Die Präsidentenkarosse sei später auch mit Eiern beworfen worden, berichteten Augenzeugen. Reporter vor Ort bestätigten diese Berichte jedoch nicht.
Ruhani versuchte, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen: "In der Außenpolitik sollte man eine gewisse rationale Flexibilität haben, ohne jedoch die Prinzipien und nationale Würde zu vergessen", sagte er. Dies sei auch der Standpunkt des obersten Führers, Ajatollah Ali Chamenei, der von ihm vor seiner Reise nach New York eine "heroische Flexibilität" gefordert habe.
dpa/fs/jp - Bild: Emmanuel Dunand (l.) und Brendan Smialowski (r.) (afp)